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Dienstag, 4. September 2012

Forscher erklärt spontane menschliche Selbstentzündung


FBI-Foto eines Opfers von spontaner menschlicher Selbstentzündung. | Copyright: FBI

Corsham (England) - Das Phänomen der sogenannten spontanen menschliche Selbstentzündung (Spontaneous human combustion, SHC) stellt Wissenschaftler seit mindestens 500 Jahren vor ein Rätsel, wenn lebende Menschen offenbar ohne erkennbaren Grund und Einwirkungen von außen Feuer fangen und binnen weniger Minuten bis zur Unkenntlichkeit verbrennen. Ein britischer Wissenschaftler hat sich dem Rätsel angenommen und glaubt, eine Erklärung für das bizarre Phänomen gefunden zu haben.

Erst im vergangenen Herbst hatte ein Fall aus Irland erneut für Aufsehen gesorgt, als der zuständige Gerichtsmediziner offiziell spontane Selbstentzündung als wahrscheinliche Todesursache eines 76-jährigen Rentners im irischen Galway feststellte (...wir berichteten).

Der Umstand, dass Dr. Kieran McLoughlin diagnostizierte, dass das Opfer keinem Herzinfarkt erlegen war, jedoch an Diabetes vom Typ-2 litt, brachte den Cambridge-Professor Brian J. Ford auf seine Theorie. Tatsächlich zeigten seine Recherchen, dass eine Vielzahl von SHC-Opfern korpulent bis fettleibig waren, was wiederum eine der Hauptursachen für Typ-2-Diabetes sein kann.

Laut Ford kann die Stoffwechselstörung zur körpereigenen Produktion von Ketonkörpern wie Aceton führen, was sich wiederum durch den markanten Mundgeruch der Betroffenen äußert, wie er auch in einigen Fällen von SHC-Opfern beschrieben wurde.

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Aceton jedoch ist ein sehr leicht entflammbares Gas. Schon 2,5 Prozent davon in der Luft kann zu einer Explosion führen. Sein Flammpunkt (also die niedrigste Temperatur, bei der sich über einem Stoff noch ein zündfähiges Dampf-Luft-Gemisch bilden kann) liegt bei etwa minus 20 Grad Celsius. Hinzu kann eine Acetonentzündung auch leicht zu einem Flammenrückschlag bis zur Quelle führen. Darüber hinaus, so Ford, sei Aceton leicht mit anderen Flüssigkeiten vermischbar und könne auch das selbst wiederum brennbare Körperfett leicht auslassen, wodurch ein höchst entzündbares Gemisch entstehen kann.

"Meiner Ansicht nach liefert all dies die perfekte Erklärung (für spontane menschliche Selbstentzündung)", schreibt Ford im "New Scientist". "Erlebt ein Patient eine sogenannte Ketose (also einen Anstieg der Konzentration von Ketonkörpern - Acetoacetat, 3-Hydroxybutyrat, Aceton in Blut und den der mit Flüssigkeit gefüllten Extrazellularraum außerhalb der Zelle), so sammeln sich die beteiligten Stoffe im Fettgewebe des Körpers, treten gasförmig aus und können sich unterhalb der Kleidung ansammeln, wodurch der Patient sozusagen leicht entflammbar wird. Jetzt genügt schon alleine ein statischer Funke, etwa durch Reibung entsprechender Kleidung oder auch vom Haarekämmen (ganz zu schweigen von direkten Flammen), um eine heftige Entzündung auszulösen. Die hierfür notwendige Energie liegt mit weniger als 0.02mJ unterhalb der menschlichen Wahrnehmungsgrenze."

Für Ford stützen alle bislang dokumentierte Fälle seine durchaus plausibel klingende Theorie. Auch der Umstand, dass in vielen Fällen von spontaner menschlicher Selbstentzündung die Extremitäten unversehrt zurückblieben, während vor allem der Bauchraum nahezu gänzlich zerstört wurde, spricht für Ford Erklärung, schließlich konzentriert sich das Körperfett vornehmlich in diesen Körperregionen.

Im Versuch mit maßstabsgetreu verkleinerten Modellen, deren Körper aus acetongetränktem Bauchgewebe von Schweinen bestand, konnte der Forscher seine Theorie eindrucksvoll demonstrieren. Nach der Entzündung verbrannten die Modelle innerhalb von weniger als 30 Minuten – und damit vergleichbar schnell, wie in wirklichen SHC-Fällen - nahezu vollständig zu Asche, während nur die Gliedmaßen nahezu unversehrt übrig blieben - Ein Anblick, wie er für viele Fälle von spontaner menschlicher Selbstentzündung fast schon charakteristisch ist (s. Abb.).

Der Kritik, dass es sich in seinen Versuchen aber um kleine Modelle und nicht um lebensgroße Menschen handele, widerspricht der Forscher: "Wenn ein 1 Kilogramm schwerer Körper innerhalb von 20 Minuten gänzlich verbrennt, so bedeutet dies nicht, dass ein 17 Kilogramm schwerer Körper 17 mal 20 Minuten benötigt um zu verbrennen."


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