
Künstlerische Darstellung eines fernen Planetensystems: Auch Planeten fern ihres Sterns könnten lebensfreundlich sein. | Copyright: ESO.org
Aberdeen (Schottland) - Neue Computermodelle legen nahe, dass es deutlich mehr lebensfreundliche Planeten außerhalb unseres Sonnensystems gibt als bislang vermutet. Der Schlüssel zum neuen Verständnis potentiell lebensfreundlicher ferner Welten ist dabei der Bruch mit dem bisherigen astrobiologischen Dogma der habtiablen Zone.
Bisherige Schätzungen über die Anzahl potentiell lebensfreundlicher Exoplaneten basieren vornehmlich auf der Einschätzung darüber, ob auf diesen Himmelskörpern flüssiges Wasser an der Planetenoberfläche existieren kann und sind damit abhängig von der Entfernung in der ein Planet seinen Stern umkreist.
Das neue Modell hingegen ermöglicht es Wissenschaftler auch die Möglichkeit von Wasser im Untergrund abzuschätzen, dass von planeteninneren Wärmequellen in flüssigem Zustand gehalten wird.
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Wie die Forscher Professor Dr. John Parnell und den Doktoranden Sean McMahon von der Aberdeen University auf dem diesjährigen British Science Festival in Abderdeen erläuterten, breche das neuen Modell mit dem bisherigen Dogma, dass ein Planet seinen Stern innerhalb einer bestimmten Abstandsregion - der sogenannten habitablen Zone - umkreisen muss, damit aufgrund gemäßigter Oberflächentemperaturen Wasser in flüssiger Form existieren kann. Erst dadurch wird der Planet, nach irdischem Vorbild, als "lebensfreundlich" eingestuft. Dieses bisherige Modell sei jedoch "viel zu einfach" so die Forscher.
In das neue Modell haben die Wissenschaftler laut BBC folgende neue Aspekte eingepflegt:
- Planeten werden nicht nur von einer äußeren Wärmequelle (ihrem Stern), sondern auch von einer zweiten, inneren Wärmequelle erwärmt.
- Je weiter ein Planet von seinem Stern entfernt ist, desto weniger Energie erhält er von diesem und Wasser an der Oberfläche gefriert.
- Nimmt die Entfernung vom Stern weiter zu, so gefriert zunehmend auch das Wasser im Untergrund des Planeten.
- Ist der Planet aber groß genug um selbst genügend interne Hitze zu erzeugen, so könnte er auch deutlich weiter von seinem Stern entfernt Leben, wie wir es von der Erde kennen, beherbergen können.
Grundlage des Modells ist die Tatsache, dass es zunehmend wärmer wird, je tiefer man in das Planeteninnere vordringt. Selbst wenn also Wasser an der Oberfläche gefriert, kann es unter bestimmten Umständen in tieferen Schichten weiterhin in flüssiger Form existieren. Tatsächlich könne es auch unterhalb der Planetenoberfläche gewaltige Wassermengen geben, in denen es auch von Leben - zumindest in primitiver Form - wimmeln könnte, so die Forscher.
"Auch auf der Erde gibt es einen großen Lebensraum für Mikroorganismen unterhalb der Oberfläche, der sich mehrere Kilometer abwärts ausdehnt", erläutert Parnell.
"Zieht man also die Möglichkeit derartiger Tiefenbiosphären mit in Betracht, so erkennt man das bisherige Problem: Die Idee einer sonnennahen habitablen Zone ist lediglich an die Bedingungen an der Planetenoberfläche geknüpft ", erläutert McMahon.
Laut den ersten Berechnungen der schottischen Forscher könnte ein Planet durch innere Wärmequellen selbst dann noch lebensfreundliche Bedingungen in seinem Untergrund aufweisen, wenn er von seinem Stern nahezu keinerlei Wärme mehr empfängt.
"Die bisherigen Schätzungen über die Anzahl potentiell lebensfreundlicher Planeten wird schon bald um ein Vielfaches ansteigen", sagt McMahon mit Blick auf das neue Modell voraus.
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Quelle: abdn.ac.uk, bbc.co.uk