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Freitag, 11. Oktober 2013

Elefanten erkennen die Bedeutung der Geste des menschlichen Zeigens - ohne voriges Training


Afrikanischer Elefant (Illu.). | Copyright: Friedrich Wilhelm Kuhnert, aus "Brehms Tierleben" (1927) / Public Domain

St. Andrews (Schottland) - Wollen wir Menschen die Aufmerksamkeit anderer auf etwas Bestimmtes lenken, so tun wir dies geradezu instinktiv dadurch, das wir darauf zeigen - und dies schon von frühem Kindesalter an. In gleicher Weise verstehen Menschen jeder Kultur diese vielleicht sogar universelle Geste. Jetzt konnten schottische Wissenschaftler nachweisen, dass auch Elefanten die Bedeutung des menschlichen Fingerzeigs verstehen, wenn es darum geht, die Tiere auf verstecktes Futter hinzuweisen - und dies selbst ohne vorheriges Training. Besonders faszinierend ist diese Beobachtung wenn man bedenkt, dass selbst viele Menschenaffen hierzu nicht in der Lage sind.

"Dadurch, dass wir nachweisen können, dass Afrikanische Elefanten spontan und ohne Training die menschliche Zeige-Geste verstehen, konnten wir zeigen, dass das Verstehen dieser Geste keine rein menschliche Fähigkeit ist und sich auch in tierischen Abstammungslinien jenseits der Primaten entwickelt hat", erläutert Richard Byrne von der University of St Andrews die Bedeutung der Entdeckung.


Wie der Forscher gemeinsam mit der Hauptautorin der Studie Anna Smet aktuell im Fachjournal "Current Biology" (DOI: 10.1016/j.cub.2013.08.037) weiterhin berichten, teilen Elefanten mit uns Menschen den Umstand, dass sie in komplexen Netzwerken leben, in denen Unterstützung, Empathie und die Hilfe gegenüber anderen wichtig für das Überleben sind. "Es könnte sein, dass die Fähigkeit, den Fingerzeig zu verstehen und ihm zu folgen, einen anpassungsfähigen Wert darstellt, bzw. dass die Elefanten-Gemeinschaft eine Fähigkeit entwickelt haben, zu verstehen, wenn andere versuchen mit ihnen zu kommunizieren und sie dadurch in der Lage sind, herauszuarbeiten, was es bedeutet, wenn wir ihnen etwas zeigen und sie es daraufhin sehen."


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In ihrer Studie hatten sich die Forscher auf den "täglichen Job" von Elefanten konzentriert, die Touristen rund um die Victoria Falls in Südafrika tragen. Zwar seien diese Tiere darauf trainiert worden, bestimmten vokalen Kommandos zu folgen, doch waren sie nicht daran gewöhnt, auf Fingerzeige ihrer Führer und Pfleger zu reagieren.


"Was uns besonders überrascht hat, war der Umstand, dass die Tiere offenbar gar nichts an dieser Fähigkeit erlernen mussten", so Smet. "Ihr Auffassungsgabe war schon beim ersten Versuch genau so gut wie bei den letzten Versuchen und wir 
konnten keine Anzeichen für einen Lernprozess während der Experimente finden."


Auch fanden die Forscher keine Hinweise darauf, dass Elefanten, die im Umgang mit Menschen erfahrener waren oder etwa bereits in Gefangenschaft geboren wurden, die Zeige-Geste besser oder schlechter verstanden als weniger erfahrene oder in freier Wildbahn geborene Tiere.


Byrne und Smet halten es nun zudem durchaus für möglich, dass Elefanten etwas vergleichbares wie den menschlichen Fingerzeig zum Zeigen verwenden - beispielsweise ihre langen Rüssel. Tatsächlich machen Elefanten regelmäßig markante Gesten mit ihren Rüsseln. Bislang blieben die Bedeutungen dieser Rüsselgesten jedoch unklar. Unklar aber auch, ob es sich (auch) um Zeige-Gesten handeln könnte.


Darüber hinaus könnte die Entdeckung der Forscher erklären, wie Menschen dazu in der Lage waren, sich seit Jahrtausenden auf in der Wildnis gefangene Elefanten als Arbeits-, Transport- und sogar Kriegselefanten zu verlassen. "Elefanten haben die natürliche Eigenschaft zur Interaktion mit Menschen - obwohl Elefanten, ungleich Pferden, Hunden und Kamelen - niemals zu hierzu gezüchtet oder gezähmt wurden."


"Elefanten", so die Forscher abschließend, "scheinen uns Menschen auf eine Art und Weise zu verstehen, wie dies andere Tiere nicht können. Elefanten haben auf kognitiver Ebene sehr viel mehr mit uns Menschen gemein als wir dies bislang ahnten. Das erlaubt es ihnen, unsere markante Art des Hinweisens auf Dinge durch das Daraufzeigen zu verstehen. Dies bedeutet aber auch, dass dieser 'Fingerzeig' kein einzigartiger Teil des Sprachsystems ist."


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Quelle: cell.com/current-biology
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