
Die von Frank Warren aus dem Trailer zu "Kodachrome" extrahierte Version eines der beiden angeblichen "Roswell-Dias". | Copyright / Quelle: slideboxmedia.com / theufochronicles.com
Washington (USA) - Seit Bekanntgabe des Veröffentlichungstermins zweier Fotos, die angeblich einen außerirdischen Körper - vielleicht sogar eine der Leichen, die beim sog. UFO-Absturz von Roswell geborgen wurden - zeigen sollen, diskutieren Befürworter, Kritiker und Skeptiker über die Authentizität der sogenannten "Roswell-Dias" bzw. darüber, was die Bilder zeigen. Und das, obwohl die Original noch gar nicht veröffentlicht wurden und als solche auch noch nicht an die Öffentlichkeit gelangt sind. Erneut hat sich nun einer der Untersucher der Roswell-Dias, der Roswell-Forscher Anthony Bragalia zu Wort gemeldet, und zu zahlreichen Behauptungen und Vorwürfen Stellung bezogen. Im folgenden haben wir haben den wichtigsten Teil von Bragalias Statement (kursiv markiert) mit dessen Genehmigung unkommentiert übersetzt.
UM WAS GEHT ES EIGENTLICH?
Wenn es stimmt, dass ein Bild allein mehr Wert ist als 1000 Worte, so sind die bisherigen Versuche anhand des Videotrailers (zu "Kodachrome") Ansichten der beiden Originalaufnahmen zu extrahieren (...wir berichteten), gerade einmal 250 Worte wert.
Tatsache ist, dass es sich bei der Vorlage dieser Versuche um Standbilder eines Videos handelt. Weder sind dies Fotoabzüge der Originale noch handelt es sich um Projektionen dieser Original-Dias.
Es ist zudem besonders wichtig zu wissen, dass diese (jetzt kursierenden) Bilder (Anm.d.Red.: also die Ergebnisse der Rekonstruktionsversuche) nicht nur von sehr schlechter Qualität sind, sondern nicht einmal die Farben der Originale (Kodachrome) darstellen. Auch wird die Größe und Perspektive des Wesens auf diesen Versuchen stark verfälscht wiedergegeben und besonders wichtige Schlüsseldetails sind erst gar nicht zu erkennen.
Eine Reproduktion kann immer nur so gut sein, wie die Vorlage bzw. das Ausgangsmaterial. Und das Ausgangsmaterial dieser Versuche der Rekonstruktion der Roswell-Dias ist eine Videovorschau, deren Qualität absichtlich vorab reduziert wurde. Bitte bedenken Sie zudem, dass es nicht nur ein sondern zwei Dias gibt. Gerade das andere (bislang nicht gezeigte) Dia, zeigt die Szenerie (und den Körper um den es geht) sehr viel deutlicher und detailreicher.
Keiner der Foto-Wissenschaftler und Experten, der die Original-Dias mit uns untersucht hat, hat mit derart schlechten Vorlagen, wie Standbilder von Videoaufnahmen der Originale gearbeitet. Unsere Experten haben mit und an dem Rohmaterial, also an den Original-Dias, oder mit hochaufgelösten Vergrößerungen dieser Dias gearbeitet. Genau das unterscheidet dann auch die Ergebnisse der Untersuchungen dieser Originale durch besagte Experten, von den zahlreichen Versuchen durch schlecht informierte Laien (wie sie derzeit im Internet kursieren), die kaum etwas von der Analyse der Originale verstehen.
VOM SCHWINDEL BIS ZUM WASSERKOPF – VERZWEIFELTE VERSUCHE EINER ERKLÄRUNG
Aus einigen Richtungen gibt zahlreiche Aufschreie, die behaupten, dass die Dias nicht authentisch sind oder lediglich eine Mumie oder sogar eine menschliche Deformation aufgrund eines Wasserkopfs (Hydrocephalus) zeigen. Diese Aufschreie sind aber ebenso laut wie falsch.
Zur Frage der Datierung der Dias und der Möglichkeit eines fotografischen Schwindels, habe ich im folgenden eine Zusammenfassung der Analyseergebnisse durch (unsere Experten) aus Industrie und Wissenschaft erstellt:
- Der Film ist mit einem Herstellungsdatumscode versehen. Anhand dieses Codes stammen die Bilder entweder von 1927, 1947 oder 1967.
- Der Schutzlack auf den Dias stammt in dieser Form entweder aus den 1930er oder 1960er Jahren, wodurch 1927 als Herstellungsdatum ausgeschlossen werden kann.
- Die Kartonhülle der Dias wurde in dieser Form nur von 1941 bis 49 verwendet. Dadurch kann wiederum 1967 als Herstellungsjahr ausgeschlossen werden. Es beliebt also nur 1949 als das letztmögliche Jahr, in dem die Dias entwickelt worden sein können.
Am Ende dieses einfachen Ausschlussverfahrens bleibt also nur das Jahr 1947 als jenes Jahr übrig, in dem die Aufnahmen gemacht wurden. Behauptungen, die nahelegen, dass jemand in der Lage war, noch nicht entwickelte, unbenutzte und bis heute nutzbar erhaltene Kodachrome Filme speziell von 1947 ausfindig zu machen, zu erwerben und dann einen Weg zu finden, wie er mit diesem Film nicht nur die beiden Fotos machen, sondern diese auch erfolgreich entwickeln und in Original-Kodachrome-Kartonhüllen aus dieser Zeit einzubetten, sind irrsinnig. Ich fordere alle Autoren dieser Behauptung jederzeit heraus, solche Kartonhüllen von 1947 und unbenutzte Kodachrome-Filme von 1947 zu finden, mit diesem Film und einer entsprechend passenden Kamera eines solchen Wesens (wie auf den Original-Dias) zu machen, und diese dann (mit einem vergleichbaren Ergebnis) zu entwickeln und fertigzustellen.
Sollte es sich bei dem Wesen auf den Dias um eine Puppe oder Modell handeln, das um 1947 hergestellt wurde, so spiegelt es in keinster Weise die bis zu dieser Zeit bekannten Konzepte des Aussehens von 'Marsmenschen' wieder. Eine solche Puppe würde stattdessen aber nahezu allen späteren Beschreibungen der Roswell-Leichen durch Augenzeugen entsprechen. Zudem wurden die beiden Dias versteckt aber dennoch gemeinsam mit über 100 anderen Dias in einer einst dem Ehepaar Ray gehörenden Kiste aus den 1940er Jahren gefunden. Alles in dieser Kiste - und damit auch die beiden 'Roswell-Dias' - müssen also im diesem Kontext bewertet werden.
Zur Frage, ob es sich bei dem abgebildeten Wesen um eine Mumie oder eine Kinderleiche mit Wasserkopf handelt möchte ich folgendes sagen:
- Hydrocephalie ist ein Zustand, unter dem es zu einer abnormalen Ansammlung von Hirnflüssigkeit in den Hirnventrikeln kommt, die zu einer aufgewölbten, aufgeblähten und birnenförmigen Vergrößerung des Schädels führt. Ein solcher Wasserkopf wird durch mit sogenannten Shunts zum Ableiten der überschüssigen Hirnflüssigkeit behandelt. Allerdings muss man zwei Dinge über dieses Krankheitsbild wissen:
Laut dem Fachjournal 'Annual Review of Hydrocephalus', war die Überlebenswahrscheinlichkeit für Kleinkinder vor 1960 (dem Jahr, in dem zum ersten Mal Shunts zur Behandlung eingesetzt wurden) äußerst gering. Dr. Dr. Spyros Sgourus erklärt, dass es eine hohe Sterberate während der Behandlungen in den 1930er und 1940er Jahren gab. Laut dem Fachjournal hatten in den 1940er Jahren, also bevor Shunts zum Einsatz kamen, Kinder mit Hydrocephalie nur eine sehr schlechte Überlebensprognose.
Die Tatsache, dass das Wesen auf den beiden Dias etwa ein Meter groß ist, lässt die Wahrscheinlichkeit, dass es sich hier um ein Kleinkind mit einem sog. Wasserkopf handelt, sehr gering erscheinen. Die (im unteren Hintergrund sichtbaren) berockten Beine einer Frau, bei denen es sich möglicherweise um die Beine von Hilda Ray handeln, geben eine Vorstellung von der Körpergröße des Wesens, das (diese Frau) offenbar gerade betrachtet (s. Abb.o.,u.r.).
- Die deutlichen Originale zeigen ein Wesen, dessen Anatomie nicht mit der eines menschlichen Wesens übereinstimmt. Die Gliedmaßen (Arme und Beine) sind außerordentlich dünn, geradezu zerbrechlich. Solche Merkmale sind aber für Hydrocephalie gar nicht typisch. Tatsächlich gleicht der (geöffnete) Rumpf des Wesens und der Rest des Körpers keinem historischen Fall von Hydrocephalie, den ich bislang finden konnte. Auch der Schädel selbst ist zwar vergrößert, aber nicht aufgewölbt und/oder birnenförmig. Auch dies ist kein Merkmal von Hydrocephalie.
- Der Kopf des Wesens ist vom Körper getrennt (auch wenn dies aus den Rekonstruktionsversuchen nicht erkennbar hervorgeht) und es fehlt ein Auge. Die Brust und die Bauchhöhle fehlen. Für gewöhnlich wurden Wasserkopfleichen für weitere medizinische Studien und als Anschauungsobjekte intakt erhalten.
- Das Wesen auf den Dias hat keine Zähne und weitgeöffnete Augen. Auch dies sind keine bekannten Merkmale, die mit Hydrocephalie einhergehen.
- Auf den Dias selbst wird deutlich, dass das Wesen nur vier Finger hat. Meines Wissens trifft dies auf die meisten Mumien und Wasserköpfe für gewöhnlich nicht zu.

(Anm.d.Red.: Allerdings beschrieben Augenzeugen der Roswell-Leichen wie der Bestatter Glenn Dennis genau dieses Merkmal. Eine Künstlerische Darstellung auf der Grundlage von Dennis' Beschreibungen zeigt die folgende Abbildung. | Copyright: Walter Henn
- Ein Detail, das bislang nur jene kannten, die direkt mit den Original-Dias betraut waren, wird anhand von Nahaufnahmen des Gesichts des Wesens deutlich: Dieses weist ein stark spitz zulaufendes Kinn auf, wie es in keinster Weise einem gewöhnlichen menschlichen Gesicht und auch nicht dem einer Mumie oder einem Wasserkopf-Gesicht entspricht. Tatsächlich entsprechen nur wenige der Gesichtsmerkmale des Wesens, denen gewöhnlicher Menschen, bekannter Mumien oder/und Hydrocephalus-Patienten.
- Einer der zahlreichen kritischen Kommentatoren (Gilles Fernandes) vergleicht die Rekonstruktionsversuche mit Aufnahmen einer Mumie und behauptet, dass die Füße (des 'Dia-Aliens') mit denen dieser Mumie identisch sind (s. Abb.).

Gilles Fernandes' Vergleich der Rekonstruktion eines "Roswell-Dias" mit einer in einem Museum ausgestellten Kindermumie. | Copyright/Quelle: G.Fernades
Allerdings zeigt das Bild einer Kindermumie, das Fernandes vorlegt einen Körper, der deutlich kleiner ist als ein Meter. Zudem ist das, was auf den veröffentlichten Bild-Rekonstruktionen wie Füße wirkt, gar keine Füße, sondern ein anderer Gegenstand. Die Füße des Wesens auf dieser Aufnahme werden von einer Hinweistafel verborgen. Auf den Originalaufnahmen ist sogar ein weiterer Gegenstand zu sehen, der dem gleicht, den Fernandes für Füße hält.
- Diese Hinweistafel ist auf den Rekonstruktionen nur schlecht als solche zu erkennen. Dennoch haben Experten die Schrift auf dieser Tafel vergrößert. Anhand dieser Analysen wird sichtbar, dass es sich um eine handschriftliche Notiz in roter Farbe und nicht um eine saubere Druck-Aufschrift handelt, wie man sie etwa von einer Hinweistafel zu einem Museumsstück erwarten würde.
- Besonders wichtig erscheint mir zudem, dass sowohl diese Tafel als auch die ganze Struktur, auf der das Wesen aufgebahrt wurde, eindeutig nur provisorischer Natur sind. Die Struktur sieht geradezu wie ein in Zeitnot errichtetes Regal aus. Es entspricht auf keinem Fall den Ausstellungsvorrichtungen eines ordentlichen Museums. Auch die Glaskiste wirkt eher provisorisch als von Dauer. Das Wesen selbst liegt zudem auf einer grünen Militärdecke. Auch dieser Umstand erscheint mir für ein Ausstellungsstück in einem Museum eher untypisch.
- Mumien sind in der Regel ausgetrocknet, Dieses Wesen war aber eindeutig entweder noch relativ kurz vor der Aufnahmen lebendig oder es wurde einbalsamiert.
- Das Ehepaar Ray hatte diese beiden Dias (Anm.d.Red.: die das Wesen zeigen), von den anderen Aufnahmen getrennt und versteckt in einer kleinen Kiste aufbewahrt. Sie wurden von den heutigen Besitzern erst deutlich nach der Entdeckung der anderen Dias gefunden. Ganz so, also wollten die (Rays) dadurch auf deren besondere Bedeutung hinweisen."
- Den vollständigen Artikel von Anthony Bragalia finden Sie HIER
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