
Die Streuungswerte der 11 bislang bekannten schnellen Radioblitze entsprechen jeweils immer einem Vielfachen von 187,5. | Copyright: Hippke et al.
Neukirchen-Vluyn (Deutschland) - Erstmals 2007 und später rückwirkend bis 2001 entdeckt, stellen sogenannte schnelle Radiosignalausbrüche (Fast Radio Bursts = FRBs) Wissenschaftler bis heute vor ein großes Rätsel über den Ursprung und Natur dieser Signale. Neben natürlich und selbst nach kosmischen Maßstäben wirklich weit entfernten Quellen werden seit ihrer Erstentdeckung die ungewöhnlichen Radioblitze auch als potentielle intelligente Signale einer außerirdischen Zivilisation gedeutet. Jetzt haben Physiker in den bislang erst 11 georteten FRBs ein mathematisches Muster gefunden, von dem sie überzeugt sind, dass es wahrscheinlich nicht natürlichen Ursprungs ist. Sollte sich die Beobachtung der Forscher auch angesichts weiterer FRBs bestätigen, bleiben eigentlich nur zwei Erklärungsmöglichkeiten.
Bei FRBs handelt es sich um Radioblitze von nur wenigen Millisekunden Dauer, dafür jedoch mit der Energiemenge, wie sie unsere Sonne innerhalb eines ganzen Monats abgibt. Bislang weiß noch niemand, was die mysteriösen Radioblitze erzeugt. Aber ihre extrem kurze Dauer deutet darauf hin, dass diese Quelle mit maximal einigen hunderten von Kilometern Durchmesser vergleichsweise klein sein muss.
Michael Hippke vom Institute for Data Analysis (IFDA), Wilfried Domainko vom Max-Planck.Institut für Kernphysik und John Learned von der University of Hawaii haben die Verzögerung zwischen der Ankunft der ersten und der letzten Radiowelle eines jeden der bislang 11 bekannten Radioblitze, die sogenannten "Dispersion measures" (DMs; Streuungswerte) analysiert.

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Wie die Forscher in einem am 17. März 2015 auf "arXiv.org" veröffentlichten Fachartikel berichten, entspricht dieser Wert bei allen der bislang bekannten FRBs einem Wert, der jeweils einem Vielfachen von 187,5 entsprechen (s. Grafik).
Diese geradezu saubere Übereinstimmung würde - ein natürliches Phänomen vorausgesetzt – fünf Quellen der Radioblitze auf jeweils regelmäßig voneinander entfernten Distanzen zur Erde von mehreren Milliarden Lichtjahren voraussetzten.
Viel wahrscheinlicher, so berichten die Autoren der Studie, sei jedoch, dass alle untersuchten FRBs aus einer einzigen Quelle stammen, die unserer Erde sehr viel näher liegt.
Zunächst könnte es sich hierbei um eine natürliche Quelle - eine Gruppe von Objekten handeln, die sich innerhalb unserer Heimatgalaxie der Milchstraße befinden und die auf natürliche Weise zunächst kurzfrequente und dann höherfrequente Radiowellen mit einer dazwischen liegenden Verzögerung von stets einem Vielfachen von 187,5 aussendet.
Zugleich haben die Forscher jedoch berechnet, dass die Wahrscheinlichkeit bei 5 zu 10.0000 liegt, dass es sich bei diesem Muster um einen Zufall handelt: "Sollte sich dieses Muster bestätigen, dann ist es wirklich sehr, sehr schwer, es zu erklären", so Learned.
"Sollten sich die Werte auch durch zukünftige FRBs bestätigen, so wäre zudem eine Quelle außerhalb unserer Galaxie sehr unwahrscheinlich, da intergalaktischer Staub den DM-Wert stark beeinflusst und zufällig erscheinen lassen würde", so die Forscher.
Eine sehr viel wahrscheinlichere Erklärung sei dann, dass es sich um eine Quelle innerhalb der Milchstraße handelt. "Allerdings wäre eine natürliche Quelle, die derartig regelmäßige Muster erzeugt, eine wirklich überraschende Entdeckung", so Hippke, Domainko und Learned abschließend und führen weiter aus:
"Wenn beide dieser Optionen ausgeschlossen werden könnten, müsste eine künstliche Quelle - menschlicher oder nichtmenschlicher Herkunft - in Betracht gezogen werden."
Für die Autoren selbst erscheint eine menschliche Quelle deshalb am wahrscheinlichsten, da sich die Signale in auffallender Weise an menschliche Zeitstandards anzunähern scheinen, wenn die Signale alle +/- 0,1 sekunden abweichend von einer vollen Sekunde (der jeweiligen lokalen Uhrzeit) ihre 1500MHz Spitze erreicht hatten.
Alle diese Beobachtungen können jedoch nur anhand der Daten zukünftiger FRBs überprüft, dadurch bestätigt oder widerlegt werden. Tatsächlich ist bislang noch die geringe Anzahl an Daten zu beachten: Was anhand der erst 11 bekannten FRBs wie ein sich wiederholendes regeläßiges und intelligentes Muster erscheint, könnte sich sobald deutlich mehr Daten zukünftiger Ereignisse vorliegen, als rein zufällige Auswahl heraustellen...
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