
Antarktis - Wissenschaftler der NASA wollen im antarktischen Gletschersee "Untersee" extremophile Lebensformen finden. Diese exotischen Kreaturen gedeihen selbst unter extremsten Umweltbedingungen unter welchen normale Lebewesen unmöglich existieren können. Diese sollen auch Aufschlüsse über mögliche Lebensformen auf dem Mars und anderen Planeten und Monden geben.
Der von Eis bedeckte "Untersee" selbst, wird von Gletschern gespeist und gilt als einer der ungewöhnlichsten Seen auf der Erde. Seine oberen 70 Meter sind derart alkalisch, dass das Wasser den pH-Wert von starkem Bleichmittel erreicht. "Zudem produzieren die Sedimente des Sees mehr Methan als jeder andere natürliche Körper auf unserem Planeten. Wenn wir dort Leben fänden, hätte dies wichtige Auswirkungen", erklärt der Leiter der Expedition Richard Hoover vom Marshall Space Flight Center der NASA. Somit sei der Untersee eine Art Testfall für andere exotische Orte in unserem Sonnensystem wie etwa der Planet Mars, Kometen und die eisigen Monde von Jupiter und Saturn, denn viele dieser Orte sind vergleichbar kalt und reich an Methan.
"Eines was wir in den vergangenen Jahren gelernt haben", so Hoover weiter, "ist, dass man keine perfekten Temperaturen, bestimmte pH-Werte und ähnliches benötigt, damit Leben entstehen kann". In der Tat wurden Mikroben bereits im Eis, in kochendem Wasser und selbst in Kernreaktoren entdeckt.
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Von den Forschungsergebnissen im Untersee erhoffen sich die Wissenschaftler, neue Limits für das Leben, im Sinne von Temperatur und pH-Wert identifizieren zu können. Dies wird helfen zu entscheiden, wo zukünftig auf anderen Planeten nach Leben gesucht werden sollte und wie man es überhaupt bemerkt, wenn es tatsächlich gefunden wird.
Bereits zuvor entdeckte das Team um Hoover neue Arten und Gattungen von anaeroben mikrobiologischen Extremophilen im Eis und Permafrost von Alaska, Sibirien, Patagonien und in der Antarktis. Hier entdeckten die Forscher Bakterien, die selbst nach 32.000 Jahren Kälteschock unter wärmeren Temperaturen auftauten, wieder zum Leben erwachten und sogleich damit begannen, sich erneut zu reproduzieren. 2007 gelang es Wissenschaftern der Universitäten von New Jersey und Boston sogar Mikroben wiederzubeleben, die zwischen 100.000 und acht Millionen Jahre im Eis eingeschlossen waren (wir berichteten).

Im schlammigen Untergrund des alkalischen Mono Lake im Mono-Krater in Kalifornien entdeckten die Forscher 2003 mit Spirochaeta americana extremophile Organismen, die unter hohen Druckbedingungen und ohne Sauerstoff gedeien. Hoover vergleicht den kalifornischen Mono Lake Salzsee mit dem Gusev Krater auf dem Mars. "Auch wenn im Gusev Krater heutzutage kein Wasser vorhanden ist, könnte er einst - vor rund 3,5 Millionen Jahren - damit gefüllt gewesen sein." Tatsächlichen halten auch andere Wissenschaftler es für möglich, dass der hypothetische Gusev Kratersee durch den, dem Ma'dim Vallis Kanyon, (s. Abb. Pfeil) mit Wasser gespeist wurde.
Wenn diese Mikroorganismen auf der Erde unter den extremsten Umständen existeiern können, so könnte dies auch auf anderen Planeten zu erwarten sein. Die aktuelle Expedition zum Untersee wird sowohl von der NASA, als auch vom Institute of Microbiology und dem SETI Institut, dass sich mit der Suche nach außerirdischem Leben und Intelligenz beschäftigt, durchgeführt und gilt als Testphase für eine noch umfangreichere Expedition im Dezember. An der Hauptexpedition nimmt ein internationales Team von 12 bis 14 amerikanischen, russischen und österreichischen Wissenschaftlern teil.
Quellen: science.nasa.gov / grenzwissenschaft-aktuell.de
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