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Samstag, 28. Juni 2008

Spuren von irdischem Leben auf dem Mond?

Der Marsmeteorit ALH84001 | Copyright: NASA

London/ England – Auf dem Mond könnten sich Spuren von irdischem Leben finden lassen. Zu diesem Schluss kommt eine aktuelle Studie der "Birkbeck College Schoool of Earth Sciences", die sich der Möglichkeit annahm, dass von der Erde abgesprengte Meteoriten auch Spuren des frühen irdischen Lebens auf unseren Trabanten transportiert haben könnten.

Bekannt ist, dass sich auf der Erde – etwa in der Antarktis - Meteoriten finden lassen, die ursprünglich vom Planeten Mars stammen und möglicherweise sogar mikrobenartige Spuren von einstigen, primitiven Mars-Lebensformen beinhalten (s. unten: "Hintergrund"). Die Theorie, dass ein ähnlicher Prozess auch von der Erde aus ausgegangen sein könnte und sich diese Erdmeteoriten mitsamt mikrobiologischen Markern noch heute auf dem Mond finden lassen, wurde zum ersten Mal 2002 von dem Astronomen John Armstrong von der "University of Washington" vorgestellt. Besonders in der Zeit des "Großen Bombardements" der Erde, vor rund vier Milliarden Jahren, könnten durch das vermehrte Auftreten von Einschlagsereignissen Gesteinsbrocken aus der Erde ausgesprengt und bis zum Mond katapultiert worden sein.

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Wie "Space.com" berichtet, ist die Idee zwar nicht neu, galt aber bislang als umstritten, da sich die Forschung nicht einig war, ob ein irdischer Meteorit und die darin enthaltene Biomarker den Mond intakt erreichen könnte. Im Labor hat das Team um Dr. Ian Crawford und Emily Baldwin nun die Druckverhältnisse simuliert, denen ein solches Geschoss ausgesetzt wäre. Die Ergebnisse scheinen zumindest die Möglichkeit, dass Armstrong recht haben könnte, zu bestätigen, waren die festgestellten Verhältnisse doch in den meisten Fällen niedrig genug, um ein Überdauern möglicher Lebensspuren im Innern der irdischen Brocken zu gewährleisten.

Somit kommen auch die Londoner Geobiologen zu dem Schluss, dass kurioserweise gerade unser Mond der ideale Ort sei, um unveränderte Spuren von frühem irdischem Leben zu finden. Auf der Erde selbst hingegen, dürften sich entsprechend frühe Marker nicht mehr finden lassen, da diese durch die natürlichen Prozesse wie Erosion, Wetter, globaler vulkanischer Aktivität und heftiges Meteoriten-Bombardement bereits vor rund drei Milliarden Jahren ausgelöscht wurden. Sollte ein solcher Fund gelingen, wäre dies für die Wissenschaft eine einmalige Gelegenheit, unverfälschte Spuren des frühen irdischen Lebens studieren zu können.

Nach Armstrongs Einschätzung könnten tausende Tonnen irdischen Materials so in unterschiedlicher Form auf dem Mond gelangt sein. Dennoch dürfte das Auffinden irdischer Meteoriten auf dem Mond für zukünftige Mondmissionen keine leichte Aufgabe sein. Eine Möglichkeit wäre, entsprechende Funde zuerst auf Spuren von Wasser und vulkanischen Rückständen hin zu untersuchen, da sich beides auf dem Mond selbst nicht finden lassen sollte, sich irdische Mineralien (Hydrate) aber gerade unter Beteiligung dieser Komponenten gebildet haben.

Somit könnten große irdische Brocken durch einen sensiblen Infrarotsensor an Bord einer Satellitenmission ausgemacht werden. Kleinere Felstrümmer könnten dann auch von Landeeinheiten und Rovern gesucht werden. Das Überdauern der Biomarker könnte, so Crawford, umso mehr gefördert worden sein, wenn entsprechende Meteoriten im Mondboden vor kosmischer Strahlung geschützt worden wären. Grabungen, wie jene der derzeitigen Phoenix-Mission auf dem Mars, könnten also auch auf dem Mond nach Spuren von einstigem Leben suchen – auch wenn dieses dann selbst seinen Ursprung auf der frühen Erde hatte.

Hintergrund
Spuren von Leben in Meteoriten von Mars?

Elektronenmikroskopaufnahme von ALH 84001. Relikt eines Marsbakteriums? | Copyright: NASA

In dem 1984 im Allan-Hills-Eisfeld der Antarktis gefunden rund 2 Kilogramm schweren, rund vier Milliarden Jahre alten und vom Mars stammenden Meteoriten mit der Bezeichnung ALH 84001 fanden Wissenschaftler bei einer Analyse 1996 Strukturen, die sie als Spuren fossiler Bakterien deuteten. Seither hält jedoch die kontroverse Diskussion darüber an, ob es sich bei den Strukturen nicht auch um Artefakte der benutzten Aufnahmetechnik handeln könnte, zumal die Größe der Strukturen nur im Bereich von einigen Nanometer und damit viel kleiner als gewöhnliche irdische Bakterien liegt. Auch nichtbiologische Prozesse könnten, so Kritiker der Deutung der Strukturen als fossile Nanobakterien, auch durch nichtbiologische Prozesse entstanden sein. Seither wurden jedoch auch in zwei weiteren Marsmeteoriten, Shergotty und Nakhla, mögliche Relikte von früherem Marsleben entdeckt. Unter anderem sind es besonders diese Funde, auf welchen Theorie der Panspermie aufbaut, nach der das Leben auf der Erde durch Keime aus dem All entstanden ist.

Bücher zum Thema:

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Quellen: bbk.ac.uk / space.com / grenzwissenschaft-aktuell.de / wikipedia.de
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