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Dienstag, 9. September 2008

Panspermie: Bärtierchen überleben Ausflug ins All

Bärtierchen unter dem Elektronenmikroskop | Copyright: Marie Lemloh und Karl-Heinz Hellmer

Stuttgart/ Deutschland - Auch unter den extrem Bedingungen des Weltraums, also in extremer Kälte, im Vakuum und ionisierender und kosmischer Strahlung und dem gesamten UV-Spektrum ausgesetzt, können Kleinstlebewesen überleben. Dies belegt das Ergebnis eines Experiments deutscher und schwedischer Zoologen, bei dem so genannte Bärtierchen im All ausgesetzt wurden.

Bereits im September 2007 startete das "FOTON-M3"-Projekt mit der Frage, ob ein solches Überleben möglich sei. Als Versuchstiere hatten der Zoologe Dr. Ralph O. Schill von der "Universität Stuttgart" und sein schwedischer Kollege Dr. Ingemar Jönsson zwei Arten von Bärtierchen ausgesucht und diese mittels des von der Europäischen Weltraumagentur ESA zur Verfügung gestellten "BIOPAN-6"-Moduls in All transportiert. Jetzt liegen die Untersuchungsergebnisse vor, wurden in der Fachzeitschrift "Current Biology" veröffentlicht.

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Schon auf der Erde überstehen die kaum einen Millimeter großen Winzlinge harte Umweltbedingungen wie Kälte oder Trockenheit ohne Schaden, indem sie den Stoffwechsel einstellen und tonnenförmig einschrumpfen. Sobald dann die Umweltbedingungen wieder besser werden, können die Tiere binnen einer halben Stunde zum aktiven Leben übergehen.

In diesem "getrockneten Zustand, der so genannten Kryptobiose, umkreisten die Tierchen zehn Tage lang in einer Höhe von rund 270 Kilometern die Erde und waren dabei direkt dem Vakuum und je nach Experiment verschiedenen Strahlungen ausgesetzt", so die Pressemitteilung der Stuttgarter Universität.

Beide Bärtierchenarten, Richtersius coronifer aus Schweden und Milnesium tardigradum aus der Zoologie an der Universität Stuttgart, überlebten das Vakuum im Weltraum ohne bedeutsame Verluste im Vergleich zur Kontrollgruppe. Zusätzlicher Strahlung ausgesetzt, gab es jedoch je nach Strahlungszusammensetzung und auch zwischen den beiden Arten deutliche Unterschiede in der gemessenen Überlebensrate. Trotz hoher Verluste überlebten dennoch über zwei Prozent aller Bärtierchen der Art Milnesium tardigradum aus der Stuttgarter Zoologie.

Damit haben erstmals lebende Tiere einen ungeschützten Weltraumspaziergang überlebt. Bislang war diese Fähigkeit nur anhand von Flechten und Bakterien nachgewiesen worden . "Wie die Bärtierchen in der Lage sind, solch hohe Strahlungsdosen über einen Zeitraum von zehn Tagen auszuhalten, bleibt aber bis jetzt noch ihr Geheimnis", so die Forscher.

Bärtierchen mit Eiern | Copyright: Andy Reuner

Jene Exemplare, die im Vakuum nur UV-A und UV-B Strahlung ausgesetzt waren, überlebten die Experimente deutlich besser und gingen - kaum auf der Erde zurück und den Körper mit Wasser versorgt - sofort der Nahrungsaufnahme nach und legten sogar Eier, aus welchen sich ganz normale Bärtierchen - ohne Hinweise auf Schäden durch den Weltraumausflug der Eltern - entwickelten.

Hauptziel der Experimente sind für die Forscher der Stuttgarter Arbeitsgruppe Erkenntnisse darüber, wie die Tiere ihre Zellen und Zellbestandteile schützen und auch reparieren: "Auf der Basis dieser Erkenntnisse lassen sich dann neue Methoden entwickeln, um Makromoleküle, Zellen und ganze Organismen besser zu konservieren", so Schill.

Doch auch für Vertreter der Panspermie-Theorie, die besagt, dass sich einfache Lebensformen über große Distanzen durch das Universum bewegen und so die Anfänge des Lebens auf die Erde brachten, dürften die neuen Erkenntnisse von großer Bedeutung sein - zeigen sie doch, dass nicht nur Bakterien und Einzeller, sondern auch komplexeren Lebensformen selbst die Extrembedingungen einer ungeschützten Weltraumreise überstehen können.

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UR-MIKROBEN WURDEN WIEDERBELEBT, 8. August 2007

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Quellen: grenzwissenschaft-aktuell.de / uni-stuttgart.de

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