
Orleans/ Frankreich - Während Robotersonden die Oberfläche des Roten Planeten nach Spuren von Leben absuchen und durchgraben, kommt eine aktuelle Studie des "Zentrums für molekulare Biophysik" (CBM) in Orleans zu dem Schluss, dass diese Suche auch auf der Erde durchgeführt werden könnte.
Ausschau halten sollten die Wissenschaftler und Forscher dabei gezielt nach cremefarbenen Meteoriten aus Sedimentgestein. Diese, das haben Tests der Forscher mithilfe der europäischen Raumfahrtagentur ESA bestätigt, können Spuren von Leben vor der Hitze eines Eintritts in die Erdatmosphäre und auch vor dem Stoß des Einschlags auf der Planetenoberfläche bewahren.
Sedimentschichten und Lehm gelten schon lange als vielversprechende Orte, um auf dem Mars Spuren von Leben zu finden, da sie sich oft im Wasser bilden und beim Ablagerungsprozess Mikroorganismen einschließen können. Das Problem ist nur, dass bislang noch kein Meteorit aus diesem relativ zerbrechlichen Material auf der Erde gefunden wurde. Alle bekannte Mars-Meteoriten bestanden aus vulkanischem Gestein wie etwa Basalt.
In ihrem Experiment hatte das Team Frances Westall 2007 zwei irdische Sedimentgesteinsbrocken von jeweils etwa vier Zentimetern Durchmesser an der Außenseite einer unbemannten russischen Forschungs-Raumkapsel Nr. 15 vom Typ "Foton M3" befestigt (...wir berichteten). Nach rund 12 Tagen im Erdorbit stürzte das kugelförmige Raumschiff zurück auf die Erde.
Die beiden Steine enthielten winzige Fossilien und chemische Spuren von Organismen, die einst in Australien und Schottland, den Herkunftsorten der Steine, gelebt hatten. Hinzu hatten die Wissenschaftler die Rückseite der Steine mit lebenden Cyanobakterien der Gattung Chroococcidiopsis bestrichen, wie sie auf der Erde in extremen Lebensräumen, wie beispielsweise heißen Quellen, vorkommen und wie sie ähnlich- zumindest hypothetisch - auch auf dem einstigen Mars hätten vorkommen könnten.
Während des Wiedereintritts in die Erdatmosphäre waren Raumschiff und Proben Reibungstemperaturen von über 1700 Grad Celsius ausgesetzt, welche mehr als die Hälfte der Steine hinweg- und die verbleibende Oberfläche zu einer cremefarbenen Glasur verschmolzen.
Nach dem Einschlag in Kasachstan wurden die Reste der Steine eingehend bis auf atomare Ebene untersucht, um herauszufinden, wie und ob die Lebensspuren den Höllentrip vom All auf die Erde überstanden hatten. Die Ergebnisse dieser Analyse präsentierten die Forscher dann vergangene Woche auf den europäischen Kongress für Planetenforschung.
Tatsächlich fanden sich im australischen Sandstein auch nach dem Einschlag kleinste Fossilien der 3,5 Millionen Jahre alten eingeschlossenen Mikroorganismen. Auch im Schlammstein von den schottischen Orkney Inseln konnten die Forscher weiterhin die chemischen Lebensspuren nachweisen, obwohl die Hitze die chemische Zusammensetzung des Gesteins selbst verändert hatte.
Zwar hatten die Cyanobakterien, die auf der zum Raumflugkörper zugewandten Seite platziert waren, unter den verbliebenen zwei Zentimetern Gestein die Reise nicht überlebt - ihre verkohlten Reste konnten die Forscher jedoch noch eindeutig als solche nachweisen: "Wir glauben, dass die Flammen um die Steine herum geschlagen sind und so die Bakterien verbrennen konnten", erklärte Westall gegenüber dem "New Scientist".
Eine Erklärung dafür, wie die Lebensspuren die extremen Umstände einer Meteoritenreise zur Erde überdauern können, leiten die Forscher aus Beschreibungen von Meteoritensammlern ab, die erklärten, dass sich frisch eingeschlagene Meteoriten recht schnell abkühlen. Dieser Umstand legt nahe, dass sich nur eine dünne äußerste Schicht der Steine beim Durchqueren der Atmosphäre erhitzt und das Innere relativ unbeeinträchtigt davon bleibt.
Wo Meteoritensucher bislang also vornehmlich nach besonders dunklen Objekten Ausschau gehalten hatten, sollten die Forscher zukünftig also auch und im Besondern nach cremefarbenen kosmischen Brocken suchen.
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