
Chicago/ USA - Einer der größte Unterschiede zwischen Mensch und Tier ist - so die bislang gültige Lehrmeinung - die Intelligenz. Ein Psychologe der University of Iowa glaubt nun jedoch anhand einer aktuellen Verhaltensstudie zeigen zu können, dass auch diesbezüglich die Kluft zwischen Tier und Mensch wesentlich geringer ist als bislang angenommen.
Wie Ed Wasserman auf dem Jahrestreffen der American Association for the Advancement of Science (AAAS) in Chicago erläuterte, sei die Fähigkeit zwei Dinge von einander unterscheiden bzw. erkennen zu können, wenn es sich um das gleiche Objekte handelt, eine grundlegende Eigenschaft der Erkenntnisfähigkeit und des menschlichen Denkens.
In seinen Experimenten konnte Wasserman nun jedoch aufzeigen, dass nicht nur Paviane sondern sogar auch Tauben zu dieser kognitiven Leistung in der Lage sind. Genau wie Menschen konnten die Tauben Gleiches von Ungleichem zu unterscheiden, wobei der Versuchaufbau der Experimente reine Erinnerung als Erklärung für die Wahrnehmungs- und Erkenntnisleistung der Vögel ausschloss.
In einem weiteren Schritt wollte Wassermans Team zudem überprüfen, ob Tiere sogar das Verhältnis zwischen Verhältnissen erlernen konnten. Auch hier - so die bisherigen Ergebnisse - scheint die Antwort "ja" zu lauten. Bislang ging die Wissenschaft davon aus, dass nur Menschen in der Lage sind zu erkennen, dass etwa das Verhältnis zwischen A und A dem Verhältnis zwischen B und B entspricht, und sich von dem Verhältnis von A zu B unterscheidet, welches aber wiederum jenem von C zu D entspricht, dass jedoch A zu A ungleich dem Verhältnis zwischen C zu D ist.

Mittels eines Joysticks sollten Paviane lernen anzuzeigen, welches von zwei auf einem Bildschirm angezeigten Bildern in Verbindung zu dem zuvor gezeigten Bild stand. Im Taubenexperiment wurde der Joystick durch einen berührungsempfindlichen Bildschirm ersetzt, und auch hier gelang es Vögeln wie Pavianen, die Aufgabe erfolgreich zu meistern.
Von den Ergebnissen zeigen sich Wasserman und Kollegen begeistert. Nicht nur, dass es möglich war nachzuweisen, dass nichtmenschliche Primaten zu komplexem Lernen in der Lage sind und sogar Verhältnisse zwischen Verhältnissen erkennen können, sondern dass selbst Tauben zu dieser kognitiven Leistung fähig sind. Dies bestätige die von den Forschern gehegte Vermutung, dass sie mit ihrer Arbeit eine Entdeckung von größter evolutionärer Wichtigkeit gemacht hatten.
Trotz offensichtlicher anatomischer Unterschiede bestätige dieser Verhaltennachweis Charles Darwins Ansicht, dass der geistige Unterschied zwischen dem Menschen und den höheren Tieren zwar groß ist, jedoch eher im Grad der Intelligenz als in deren Wesen selbst begründet liegt. "Die Einsicht", so Wasserman, "dass es lediglich einen quantitativen, jedoch keinen qualitativen Unterschied zwischen menschlicher und tierischer Intelligenz gibt, mag für einige Menschen nicht einfach zu akzeptieren sein. Was wir derzeit zu verstehen versuchen, ist das Ausmaß der Verbreitung der Erkenntnisfähigkeit im Tierreich. Die ständig zunehmenden Beweise erstaunen uns immer wieder und legen den Schluss nahe, dass wir mit den vermeintlich so rein menschlichen kognitiven Fähigkeiten nicht ganz so alleine dastehen, wie wir es gerne glauben. Alleine die Tatsache, dass wir davon ausgehen, belegt die eigenartige und bedauerliche menschliche Arroganz. Aus diesem Grund mag ich meine Arbeit mit Tieren. Je intelligenter wir diese erkennen, desto bescheidener sollten wir selbst werden."
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Quellen: grenzwissenschaft-aktuell.de / uiowa.edu