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Montag, 18. Mai 2009

Knochenfund: Haben Menschen Neandertaler verspeist?


Archiv: Der Schädel eines Neandertaler | Copyright: Public Domain

Paris/ Frankreich - Spuren eines steinernen Schneidewerkzeugs auf dem Kieferknochen eines Neandertaler-Kindes, der in der Les Rois Höhle nahe Mouthier-sur-Boëme im Südwesten Frankreichs entdeckt wurde, legen die Vermutung nahe, dass unsere Vorfahren vor etwa 30.000 Jahren Neandertaler gegessen oder deren Köpfe wohlmöglich als Trophäen aufbewahrten.

Fernando Rozzi vom französischen "Centre National de la Recherche Scientifique" (CNRS) hat seinen Fund und seine Schlussfolgerungen aktuell im Fachmagazin "Journal of Anthropological Science" veröffentlicht und spekuliert darüber, dass der Neandertaler nicht nur vom modernen Menschen verdrängt, sondern auch von ihm aufgegessen wurde.

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Tatsächlich rätseln Wissenschaftler schon lange über das plötzliche Verschwinden der Neandertaler vor rund 28.000 Jahren aus Europa, während zeitgleich der Homo sapiens - aus Afrika einwandernd - damit begann, sich auszubreiten. Genau diese zeitliche Übereinstimmung war schon Grund für so manche Theorie, angefangen von Überlegungen, ob der modernen Mensch den unterlegenen Neandertaler verdrängte, selbst ausrottete oder sich sogar mit diesem vermischt haben könnte.

Rozzi sieht in seinem Fund nun den entscheidenden Beleg für den ersten Völkermord der Geschichte durch den modernen Menschen. Seine Schlussfolgerung begründet Rozzi mit der auffallenden Ähnlichkeit der Schneidespuren auf dem Knochen des Neandertaler-Kindes mit denen auf Tierknochen, die Werkzeugen des Homo sapiens zum Fleischabtrennen zugeordnet wurden.

Entweder, so die Forscher um Rozzi, wurde das Neandertaler-Kind von den Menschen in der Höhle verspeist, sein Schädel als Trophäe freigelegt, oder aber der Kieferknochen stammt von einem Menschen, der sowohl Merkmale eines modernen Menschen als auch von Neandertalern aufzeigt. Dies wäre dann ein erster Hinweis für sexuellen Kontakt zwischen Homo sapiens und Neandertaler. Als dritte Möglichkeit ziehen die Forscher in Betracht, dass es sich bei den einstigen Bewohnern der Les Rois Höhle um eine Gruppe moderner Menschen mit verhältnismäßig primitiven äußerlichen Merkmalen gehandelt haben. Dies würde dann auf eine größere Bandbreite an Erscheinungsformen der modernen Menschen der Steinzeit hindeuten.

Im Interview mit dem britischen "The Guardian" favorisiert Rozzi selbst derweil die brutalste der drei Varianten: "Neandertaler fanden durch uns ein gewaltsames Ende - und manchmal aßen wir sie auf". Allerdings spricht sich selbst Rozzis Co-Autor, Francesco d'Errico vom Institut de Préhistoire et de Géologie du Quaternaire, gegenüber dem Guardian gegen diese Theorie aus: "Ein paar Schneidespuren sind noch kein Beleg für Kannibalismus." Möglich wäre also auch, dass die modernen Menschen den Kieferknochen des Homo neanderthalensis lediglich gefunden und bearbeitet hatten.

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Quellen: grenzwissenschaft-aktuell.de / guradian.co.uk
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