
London/ England - Unter dem Titel " Inside The Bermuda Triangle - The Mysteries Solved" beansprucht eine aktuelle Hörfunk-Doku-Serie der BBC nicht weniger, als das Mysterium des Bermuda-Dreiecks zu lösen. Erneut liefert die BBC jedoch lediglich mögliche - vielleicht wahrscheinliche – Erklärungstheorien und -ansätze und bleibt hinter dem Anspruch der eindeutigen Lösung des Bermuda-Rätsels, wie schon so viele zuvor, zurück.
Auf ihrer Internetseite erläutert die britische Radio-Anstalt auf, wie zwei der aus britischer Sicht mysteriösesten Vorfälle im Zusammenhang mit dem auch als "Teufelsdreieck" bekannten Meeresgebiet zwischen der Südspitze Floridas, San Juan auf Puerto Rico und den Bermuda-Inseln aus den späten 1940er Jahren nun angeblich erklärt werden konnten.
Bereits vor diesen Fällen waren im Bermuda-Dreieck Jahrhundertlang immer wieder Schiffe und Flugzeuge verschwunden und Berichte über verrückt spielende Kompasse an Bord von Schiffen gehen zurück bis auf Christoph Columbus. Die Häufung von Unglücksfällen und Katastrophen im Gebiet des Teufelsdreiecks führten besonders nach Veröffentlichung des Bestsellers von Charles Berlitz und J. Manson Valentine (The Bermuda Triangle, 1974) zu einer bis heute andauernden Reihe von mehr und weniger exotischen Erklärungstheorien für die Phänomene im Bermuda-Dreieck.
Laut den Recherchen der BBC geht aus dem intensiven Studium zweier Fälle, in welchen britische Passagierflugzeuge in den 1940er Jahren mit insgesamt 51 Personen an Bord im Teufelsdreieck verschwanden, das Verschwinden der Maschinen auf technisches Versagen, schlechtes Konstruktionsdesign und mangelnden Treibstoff und nicht auf mysteriöse Kraftfelder oder gar außerirdische Raumschiffe zurück.
"Vor sechzig Jahren war für einen Flug von London nach Bermuda noch ein Tankzwischenstopp auf den noch rund 2000 Meilen von Bermuda entfernt gelegenen Azoren notwendig – für damalige Verhältnisse der längste Non-Stop-Flug für Passagiermaschinen weltweit. Derartige Flüge führten die Maschinen an die Grenze ihrer Reichweite und Leistungsfähigkeit", so die BBC.
Die betroffenen Fluggesellschaft "British South American Airlines" (BSAA) hatte laut BBC auch schon vor den später berühmt gewordenen Bermuda-Ereignissen eine merklich hohe Unglücksbilanz mit 11 ernsthaften Unfällen, fünf verlorenen Flugzeugmaschinen und insgesamt 95 Toten in nur die Jahren.

Am 30. Januar 1948 verschwand dann auch die "The Tiger Star", eine BSAA Avro Tudor IV mit 20 Passagieren und sechs Crewmitgliedern an Bord, ohne jegliche Spuren, ein Wrack oder Leichen zu hinterlassen: Später es waren nicht zuletzt die Worte der Schlussfolgerungen der offiziellen Untersuchung des Ministeriums für zivile Luftfahrt (Ministry of Civil Aviation), welche zum Mysterium rund um das Teufelsdreieck beitrugen: "Ohne Umschweife kann gesagt werden, dass es bislang keinen Fall mit ähnlich rätselhaften Problemen gegeben hat. (...) Was hier geschehen ist, werden wir wohl nie erfahren und das Schicksal der Star Tiger wird für immer ein ungelöstes Geheimnis bleiben."
Heute liegt laut der BBC-Doku die Sachlage jedoch anders und aus den historischen Untersuchungsunterlagen und Einschätzungen lesen Experten wie Eric Newton ganz andere Schlussfolgerungen heraus.
Demnach zeige sich, dass die Star Tiger schon vor der Zwischenlandung auf den Azoren technische Probleme hatte. So war nicht nur einer der Bordkompasse defekt, sondern auch der Erhitzer der Maschine. "Um die Maschine wärmer zu halten, flog der Pilot wahrscheinlich während der ganzen Atlantiküberquerung tiefer als 2000 Fuß (rund 600 m) und verbrauchte dabei deutlich mehr Treibstoff. In der Bermuda-Region angekommen war die Maschinen bereits eine Stunde hinter dem eigentlichen Zeitplan und leicht vom Kurs abgekommen", zitiert die BBC den ehemaligen Chefuntersucher des Ministeriums Eric Newton. Zudem habe es sich bei der Maschine um ein von anderen Gesellschaften bereits für den Passagierverkehr ausgemustertes Model gehandelt, welches von der BSAA dennoch weiterhin betrieben wurde, obwohl selbst Piloten der BSAA kaum mehr Vertrauen in die Tudor hatten.
Im Gegenteil zur historischen Untersuchung glauben die heutigen Untersucher, dass die Maschine mit deutlich stärkerem Gegenwind konfrontiert war, als dies damals vorhergesagt wurde - ein weiterer Faktor also, der den Treibstoffverbrauch ansteigen ließ. "Bei unter 600 Meter Flughöhe bleibt den Piloten zudem wenig Manövrierspielraum was in einer Krisensituation so tief über dem Wasser zu fatalen Höhenverlusten innerhalb nur weniger Sekunden führen kann", so Newton.
Nur ein Jahr nach der "Star Tiger"-Katastrophe verschwand dann eine zweite Avro Tudor IV der BSAA und das erneut im Dreieck zwischen Bemuda und Jamaica, als am 17. Januar 1949 eine Stunde nach Start der Pilot der Maschine per Funk noch einen Routinefunk mit Höhe (18.000 Fuß) und Positionsangabe durchgab und die Maschine dann ohne erkennbaren Grund kurz darauf spurlos verschwand. Auch hier, so die Experten gegenüber der BBC, muss es sich um eine unerwartete Katastrophe gehandelt haben, bei der erneut kein Wrack, keine Trümmer und keine Leichen gefunden werden konnten.
Schwindender Treibstoff, mangelnde Höhe, Wetterturbulenzen oder ein Pilotenfehler werden für diesen Flug zwar ausgeschlossen, doch habe wahrscheinlich das schlechte Konstruktionsdesign und bekannte Probleme mit Erhitzer und Hydraulik zu dem Unglück geführt, erläutern der ehemalige Tudor IV-Pilot Don Mackintosh und der spätere Concorde-Kapitän Peter Duffey gegenüber der BBC.
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Auch das spurlose verschwinden von Wrack und Leichenteilen könne anhand der offiziellen Untersuchungsunterlagen zum Fall erklärt werden, da Kommunikationsfehler dazu führten, dass die Suchtrupps erst sieben Stunden nach dem Verschwinden des Flugzeugs aufbrachen und Maschine und Körper bis dahin längst untergegangen seien. Dennoch kommt der einstige Bericht zu der abschließenden Vermutung, dass eine "von außen wirkende Kraft Maschine und Besatzung überwältigt habe", erneut eine Formulierung, wie sie als Grundlage und Treibstoff für exotische Theorien kaum dienlicher sein könnte.
Auch wenn die Schlussfolgerungen der BBC-Experten ein durchaus plausibles und mögliches Szenario für das Verschwinden der Tudors in den 1940er Jahren darstellen, so handelt es sich bei genauer Betrachtung doch auch nur um mögliche Erklärungstheorien für Einzelfälle und nicht um eindeutig bewiesene Umstände, wie sie nicht ausreichen, um das Gesamtphänomen Bermuda-Dreieck mit all seinen Facetten aus historischen Fakten, Untersuchungen, Mutmaßungen und teils wilder Spekulationen auf allen Seiten, abschließend erklären zu können.
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22. Juli 2009
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Quellen: bbc.co.uk / grenzwissenschaft-aktuell.de