
Milton Keynes / England - Ähnlich der sogenannten Drake-Gleichung, mit der Wissenschaftler die Anzahl der technischen, intelligenten Zivilisationen in unserer Galaxis abzuschätzen versuchen, wollen Astronomen nun eine Formel erstellen, mit der die Wahrscheinlichkeit berechnet werden soll, dass auf einem Planet Leben entstehen kann.
Der Deutsche Planetenforscher Axel Hagermann und Charles Cockell von der britischen Open University (OU) auf dem European Planetary Science Congress in Potsdam berichten, könnte diese Berechnungen zukünftigen Projekten, die nach außerirdischem Leben oder nach geeigneten Orten für irdische Forscher und Kolonialisten suchen, behilflich sein.
Die beiden suchen dabei nach einem allgemeinen sogenannten Habitabilitäts-Index, der die Lebensfreundlichkeit bzw. Bewohnbarkeit eines Planeten mathematisch und quantitativ beschreiben und Planeten somit miteinander vergleichen kann.
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"Die bislang klassische Definition für eine lebensfreundliche Umwelt ist jene, die ein lösendes Medium wie auf der Erde Wasser, hinzu die Bausteine des Lebens, ein gemäßigtes Klima und eine Energiequelle zusammenbringt. Sind diese Vorraussetzungen laut den Kriterien des sogenannten Venn-Diagramms gegeben, tendieren wir dazu einen solchen Ort als lebensfreundlich zu definieren. (Das Venn-Diagramm ist aus der Mengenlehre bekannt und zeigt Schnittmengen als Überlappungen von Kreisen)", erläutert Hagermann. "Diese Definition eröffnet jedoch keinen Weg, unterschiedliche lebensfreundliche Welten miteinander quantitativ zu vergleichen. Doch genau dies ist in meinen Augen besonders wichtig."
In ihren ersten Ansätzen konzentrieren sich die beiden Forscher vorerst auf den Faktor Energie: "Elektromagnetische Strahlung mag auf den ersten Blick relativ einfach durch Werte wie Wellenlänge und Joule zu quantifizieren sein. Dennoch müssen hinzu viele weitere Dinge berücksichtigt werden, wenn es um die Lebensfreundlichkeit geht.“ So seien beispielsweise sichtbares und infrarotes Licht wichtig für das Leben und Prozesse wie die Photosynthese. Ultraviolettes Licht und Röntgenstrahlung hingegen schädlich.
"Stellt man sich beispielsweise einen Planeten mit einer dünnen Atmosphäre vor, und lässt durch diese schädliche Strahlung hindurchdringen, so gibt es zwar an und in der Planetenoberfläche obere Regionen, in welchen sich die schlechte Strahlung noch auswirkt, deutlich tiefer jedoch Bereiche, in die diese nicht mehr vordringt, stattdessen aber die 'gute' und lebensförderliche Strahlung. Diese Bereiche dann als lebensfreundlich zu definieren, und diese dann beispielsweise mit der marokkanischen Wüste vergleichen zu können, ist das Ziel unserer Forschung."
Bei ihrer Suche nach einer derartigen Lebensformel schließen die Wissenschaftler jedoch nicht aus, auf Gründe zu stoßen, welche die Entwicklung dieser Formel verhindern. "Mit derart vielen Variablen wird es ganz sicher keine leichte Aufgabe sein, diesen Index zu entwickeln. Gelingt es aber, so könnte er zu einem wichtigen und unverzichtbaren Werkzeug werden, wenn es darum geht, die Umstände zu verstehen, die notwendig sind, damit sich Leben auch an anderen Orten in unserem Sonnensystem und darüber hinaus entwickeln kann."
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Quellen: grenzwissenschaft-aktuell.de / europlanet-eu.org