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Montag, 17. Mai 2010

Eiskiesel belegen Sturzfluten auf Saturnmond Titan

Archiv: Kieselsteine auf der Oberfläche von Titan (.l) und auf der Erde (r.) | Copyright: NASA/JPL/ESA/University of Arizona and S.M. Matheson

Pasadena/ USA – Wahrscheinlich waren es Sturzfluten, die an der Oberfläche in der Xanadu-Region des Saturnmonds Titan Strombetten gegraben und darin tausende Wassereiskiesel poliert und freigelegt. Wissenschaftler der NASA haben mittels Radarmessungen der Xanadu-Region auf dem Saturnmond Titan die Kiesel von wenigen Zentimetern bis einigen Metern Durchmesser nachgewiesen.

"Wir glauben, dass hier etwas ganz ähnliches passiert ist, wie wenn auch auf der Erde Flusswasser Geröll zu Kieseln poliert", erklärt Alice Le Gall vom "Jet Propulsion Laboratory" (JPL) der NASA.

Wie Sturzfluten auf der Erde, ereigneten sich diese offenbar in gewaltigen Ausmaßen auch über Millionen von Jahren hinweg immer wieder auf Titan. Allerdings bestehen die Sturzfluten auf Titan nicht aus Wasser, sondern aus einem Gemisch aus flüssigem Methan und Ethan. Die "Steine" selbst hingegen, so glauben die Forscher anhand der Radardaten, bestehen hauptsächlich aus Wassereis, das bei minus 180 Grad Celsius zu einer harten Masse gefroren ist und nicht als Felsgestein.

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Schon bei der Landung der europäischen Sonde Huygens fotografierte diese ähnlich geformte Felskiesel in an der Grenze der Titan-Regionen Adiri und Shangri-La in der Nähe des Äquator des Mondes (s. Abb.). Diese Kiesel hatten Durchmesser von 2 bis 20 Zentimetern.

Die nun von Cassini untersuchte südlich gelegene Xanadu-Region mit ihren spinnenartigen Kanälen erscheint auf den Radaraufnahmen jedoch deutlich heller als die Region um die Huygens-Landestelle und gilt als reflektiv hellste Region auf Titan.

Wie die Forscher im Fachmagazin "Icarus" berichten, scheint die plausibelste Erklärung für diese extreme Helligkeit, dass es in den Kanälen in Xanadu unzählige der beschriebenen Eiskiesel gibt, die wesentlich dichter zusammengedrängt liegen als die Kiesel an der Huygens-Landestelle. Ein ähnlicher Effekt, wie er nun in Xanadu dokumentiert wurde, könnte erreicht werden, wenn man eine Region mit reflektierenden Strasssteinen pflastern würde, so die NASA-Forscher. Im Wassereis eingeschlossene Spuren von Ammoniak erhöhen zudem den Effekt, da sie die vom Cassini-Radar eingesetzten Mikrowellen noch heller reflektieren. Auch die sphärische Form der Eiskiesel trägt zur starken Reflexion der Radarstrahlen bei - ähnlich wie dieser Effekt auch im Kleinstmaßstab für Reflexionsmaterialien, etwa zur Verkehrssicherheit, eingesetzt wird.

Gerade die Xanadu-Region könnte für die Entstehung der beschriebenen geologischen Merkmale ideal sein, da sie sich weit ausdehnt und in Richtung Süden abfällt. Ströme könnten hier also über weite Strecken geflossen sein und dabei die Wassereisfelsen kilometerweit mit sich gerissen, am Untergrundgestein und aneinander zerrieben und poliert haben. Das Eis könnte sich aber auch unter den kalten Temperaturen bei Zusammenstößen plastisch verformt haben, statt zu zerbrechen und so nach und nach die Kieselform angenommen haben.

"Wieder einmal erweist sich Titan als eine Welt, auf der sich Prozesse ähnlich wie auf der Erde zutragen", so Le Galls. "Wenn nun die Jahreszeiten auf Titan wechseln, können wir vielleicht schon bald sogar Ströme aus Methan und Ethan in den Flussbetten des Mondes fließen sehen."

Einige Wissenschaftler spekulieren darüber, dass sich auch in den Kohlenwasserstoff-Seen auf Titan Leben zumindest in mikrobiologischer Form entwickelt haben könnte.

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