
Oxford/ England - Im März 2009 gestartet, hat das NASA-Weltraumteleskop "Kepler" bislang 706 Sterne entdeckt, die Hinweise auf planetare Begleiter aufweisen. Daten zu rund 400 dieser möglichen Exoplaneten hatte die NASA kürzlich der internationalen Astronomengemeinschaft zugänglich gemacht, hielt jedoch Daten zu den interessantesten und wahrscheinlichsten Kandidaten für erdähnliche Planeten noch zur eigenen Auswertung zurück (...wir berichteten). Auf einem Vortrag hat nun ein Mitglied des Kepler-Teams eine erstaunliche Anzahl "erdähnlicher" Planeten präsentiert und damit zugleich für kontroverse Diskussionen und erste Verschwörungstheorien gesorgt.
Der Kepler-Astronom Dimitar Sasselov sprach Mitte Juli auf der "TEDGlobal Conference" in Oxford und zeigte dabei auch eine Grafik, auf der erklärt wird, dass Kepler rund 140 Kandidaten "erdähnlicher" Planeten gefunden habe, deren Größe unterhalb des zweifachen des Erdradius liegt.
Diese Zahl wäre von daher erstaunlich, da sie den bisher vom Kepler-Team veröffentlichten offiziellen Angaben widerspricht, die bislang nur bis zu 38 mögliche Kandidaten für eine "zweite Erde" nennen. In diesem Zusammenhang ist es interessant zu wissen, dass Sasselov zu dem ausgewählten Kreis von Wissenschaftlern gehört, die Zugang zu den vollständigen Datensätzen der Kepler-Mission haben.

Auf die erstaunliche Offenbarung angesprochen, erklärte der Astronom gegenüber dem "NewScientist", dass die Zahl auf den bislang veröffentlichten Daten basiere und nur deshalb so hoch angegeben worden sei, weil sie auch Planeten mit einer Größe von bis zu 2,9 Erdradien beinhaltet. Tatsächlich habe es sich um ein technisches Problem der Grafikanzeige gehandelt, die Aufgrund eines anderen Formats schlicht und einfach die "9" von insgesamt eigentlich "2,9" Erdradien abgeschnitten habe, anstatt diese aufzurunden.
Die Zusammenfassung größerer und kleinerer Planeten sei lediglich zu jenem Zweck erstellt worden, um zu verdeutlichen, dass es sich bei all diesen Himmelskörpern um Gesteinsplaneten mit dem Potential für mögliches Leben handele.
Allerdings befinde sich keiner der in dieser offiziellen Zahl beinhalteten Planeten innerhalb der sogenannten habitablen Zone um sein Zentralgestirn, innerhalb derer sich ein Planet befinden muss, um auf seiner Oberfläche gemäßigte Temperaturen und somit Wasser in flüssiger Form - der Grundlage für Leben, wie wir es von der Erde kennen - zu beherbergen. Aus diesem Grund, so Sasselov weiter, sei wohl auf keinem der angezeigten 140 Planeten Leben zu erwarten.
Zudem erzeuge auch der Begriff "erdähnlich" immer wieder Verwirrung. Während einige Forscher wie er selbst primär das Innere von Planeten erforschen, stehe der Begriff lediglich für Planeten, deren geologischer Aufbau dem der Erde gleiche, so Sasselov auf der Webseite der NASA. "Die meisten Menschen verstehen unter 'erdähnlich' jedoch, dass ein entsprechender Planet auch eine lebensfreundliche Atmosphäre besitzt. 'Erdähnlich' wird also oft im Sinne von bewohnbar bzw. lebensfreundlich verwendet. (...) Aus diesem Grund gibt es auch einen Unterschied zwischen 'erdgroßen' und 'erdähnlichen' Planeten - beispielsweise die Venus: Hierbei handelt es sich um einen in etwa 'erdgroßen' Planeten, aber seine Oberfläche ist alles andere als 'bewohnbar'."
Dimitar Sasselovs Vortrag auf der TED-Konferenz
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Quellen: grenzwissenschaft-aktuell.de / conferences.ted.com / newscientist.com / nasa.gov