
London/ England - In Artikeln der aktuellen Sonderpublikation zur Konferenz der altehrwürdigen britischen Gelehrtengesellschaft "Royal Society" (RS) zu Fragestellungen rund um die wissenschaftlichen und soziologischen Implikationen von außerirdischem Leben, fordern einige der beteiligten Wissenschaftler und Experten, dass sich die Vereinten Nationen (UN) auf die Auswirkungen der Entdeckung von außerirdischem Leben und Intelligenzen vorbereiten sollten. Die Forderung zur Einsetzung einer UN-Kommission zur Vorbereitung auf einen derartigen "First Contact" wird darin teilweise sogar derart deutlich ausgesprochen, dass ein Lesen zwischen den Zeilen gar nicht mehr notwendig ist.
Diese Vorbereitung auf den Erstkontakt müsse in einem koordinierten Aktionsplan der Weltregierungen liegen, da schlussendlich auch nicht sicher sei, dass mögliche fremde Besucher in friedlicher Absicht Kontakt aufnehmen.
"Jetzt stellt sich die Frage, ob ein entsprechender Prozess auf dem Ratschlag von seriösen und verantwortungsvollen Wissenschaftlern basiert oder ob Machtinteressen und Opportunismus das Vorgehen bestimmen", so Professor John Zarnecki von der "Open University" und Dr. Martin Dominik von der "University of St. Andrews" in ihrem einführenden Artikel zur aktuellen Ausgabe der RS-Fachzeitschrift "Philosophical Transactions of the Royal Society A" (February 13, 2011, 369) mit dem Titel "The detection of extra-terrestrial life and the consequences for science and society" (Die Entdeckung außerirdischen Lebens und deren Konsequenzen für Wissenschaft und Gesellschaft).
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Zugleich fordern die Autoren ein "Netzwerk wahrhaft globaler Anstrengungen, die von einer internationalen politisch legitimierten Institution gesteuert werden" und schlagen hierfür den "Ausschuss für die friedliche Nutzung des Weltraums" (Committee on the Peaceful Uses of Outer Space, COPUOS) des "Büros der Vereinten Nationen für Weltraumfragen" (UNOOSA) als Vorbild vor.

Eine solche Kommission solle "Supra-irdische Angeleinheiten" als Ziel definieren und Strukturen und Einrichtungen ins Leben rufen, wie sie bereits zur Koordination von erdnahen und potentiell die Erde bedrohenden Objekten wie Asteroiden vorgeschlagen wurden bzw. bereits existieren.
Der Evolutionspaläontologe Simon Conway Morris von der "Cambridge University" warnt in seinem Beitrag sogar davor, dass man sich angesichts eines Kontakts mit Außerirdischen sogar auf das Schlimmste vorbereiten müsse, schließlich sei es wahrscheinlich, dass sich das Leben auch auf anderen Planeten nach darwinistischen Evolutionsprinzipien entwickelt habe. Je größer die Ähnlichkeiten entsprechender Lebensformen mit jenen der Erde und somit auch uns Menschen seien, desto wahrscheinlicher sei es auch, dass sie auch eine Tendenz zu Gewalt und Ausnutzung (anderer) entwickelt haben.
Da alle (irdischen) Religionen an einem geozentrischen Weltbild ausgerichtet seien, befürchtet der Theologe Ted Peters vom "Pacific Lutheran Theological Seminary" in Kalifornien, dass ein Kontakt mit Außerirdischen zu einem Zusammenbruch der Glaubenssysteme führen könnte. Zugleich zeigt er sich jedoch zuversichtlich, dass die Erkenntnis außerirdischen Lebens jedoch auch zu einer positiven und horizonterweiternden Neuerung in den Religionen führen könne. Tatsächlich haben sich gerade Vertreter der katholischen Kirche schon lange hinsichtlich der Wahrscheinlichkeit außerirdischen Lebens positioniert und erklärt, das dessen Existenz nicht im Widerspruch zum Glauben an die göttliche Erlösung. Schließlich zähle auch Leben jenseits der Erde zum Universum und somit auch zur göttlichen Schöpfung (...wir berichteten).

Bereits vor, während und nach der Konferenz im vergangenen Herbst sorgte unter anderem die Teilnahme der Astrophysikerin und UNOOSA-Direktorin Mazlan Othman (s. Abb.) für Spekulationen über deren bevorstehende offizielle Ernennung zur UNO-Botschafterin für außerirdische Angelegenheiten (...wir berichteten 1, 2). Entsprechenden Berichten wurde von der UNOOSA jedoch umgehend widersprochen und erklärt, das Mandat der UNOOSA werde von der Generalversammlung der Vereinten Nationen definiert und es gäbe hier keine Pläne, das derzeitige Mandat abzuändern.
Tatsächlich positioniert jedoch auch Othman in Ihrem jetzigen Beitrag die UNOOSA bzw. COPUOS als Vorbild für die Einrichtung einer UN-Kommission zur Vorbereitung und Koordination des Erstkontakts mit Außerirdischen und plädiert für deren Einrichtung.
- Alle Artikel der aktuellen Ausgabe der "Philosophical Transactions of the Royal Society A" finden Sie HIER
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Quellen: grenzwissenschaft-aktuell.de / royalsociety.org