https://www.grenzwissenschaft-aktuell.de


Montag, 14. Februar 2011

Steppenwolf: Kann es Leben auf sonnenlosen Planeten geben?

Künstlerische Interpretation eines frei und alleine im All treibender Planet nähert sich einem Sonnensystem (Illu.) | Copyright/Quelle: eso.org, grewi.de

Chicago/ USA - Als "Steppenwolf"-Planeten bezeichnen die US-Astrophysiker Dorian Abbot und Eric Switzer von der "University of Chicago" Planeten, die, losgelöst von einem Stern und dessen Planetensystem frei durchs All treiben. Sechs mögliche Exemplare solcher "freitreibender Planeten" (free-floating planets) haben Astronomen bereits entdeckt. Ob es auf solchen Planeten auch Leben geben könnte, ist Inhalt einer aktuellen Arbeit der beiden Wissenschaftler.

In der Theorie könnten solche einsamen Planeten beispielsweise in der Frühphase der Entstehung von Planetensystemen entstanden sein, wenn Planetenvorläufer, sogenannte Protoplaneten, durch Kollisionen mit anderen Himmelskörpern aus ihren Systemen herauskatapultiert wurden und so der Schwerkraft ihres Sterns entkamen.

Grundvoraussetzung für Ihre Überlegungen über mögliches Leben, wie sie Abbot und Switzer in ihren Paper "The Steppenwolf: A proposal for a habitable planet in interstellar space" zusammengefasst haben, ist auch auf einem frei im interstellaren Raum treibenden Planeten flüssiges Wasser. Klassische Vorstellung eines solchen Planeten gehen davon aus, dass es sich mehr oder weniger um einen felsenfest gefrorenen Körper im All handeln muss - fehlt doch für gemäßigte Temperaturen, die Wasser in flüssiger Form zulassen, mit dem Zentralgestirn auch die primäre Wärmequelle.

Die Forscher weisen jedoch darauf hin, dass nicht nur Sterne wie unsere Sonne Energie liefern können, sondern auch die Planeten selbst Energiequellen beherbergen können, die stark genug sind, um Wasser oder andere Lösungen in der notwendigen flüssigen Form zur Verfügung zu stellen. Alleine jene Wärme, wie sie noch von den Entstehungsprozessen im Planeteninnern bzw. im Planetenmantel vorhanden ist, wird von den Körpern erst relativ langsam abgegeben. Auch radioaktive Elemente können Wärme erzeugen. Laut Abbot und Switzer stehe diese Energie mit einigen Milliarden Jahren sogar genügend lange zur Verfügung, um Leben entstehen und sich entwickeln lassen zu können - entspricht diese Zeit doch der normalen Lebensdauer von Planeten wie beispielsweise der Erde.

www.grenzwissenschaft-aktuell.de
+ + + HIER können Sie unseren täglichen Newsletter bestellen + + +

Schon eine genügend dichte Wasserstoffatmosphäre könnte zudem einen genügend starken Treibhauseffekt erzeugen, um etwa einen flüssigen Ozean auf der Oberfläche eines Steppenwolf-Planeten zu ermöglichen. "Unter einem Eispanzer verborgene flüssige Wasserozeane, wie sie etwa auf einigen Monden der Gasplaneten in unserem Sonnensystem vermutet werden, stellen eine weitere Möglichkeit für einen alternativen Lebensraum dar", so die Forscher.

Laut den Berechnungen der beiden Wissenschaftler über die von einem erdgroßen Felsplaneten eigens erzeugte Wärme, müssten die diskutierten "Steppenwölfe" noch nicht einmal nicht so groß wie die Erde, sondern gerade einmal marsgroß sein, um die Grundvoraussetzungen für Leben zu erfüllen.

Potentielles Leben auf einem Steppenwolf könnte bereits entstanden sein, als der Planet immer noch Teil eines "gewöhnlichen" Planetensystems gewesen war. Hydrothermale Quellen in den angenommenen Ozeanen könnten die Entstehung von Leben aber auch nach dem kosmischen Rauswurf ermöglicht haben, wie sie auch auf der Erde als Wiege des Lebens vermutet werden. Ganz egal, wie dieser Prozess abgelaufen ist. "Sollte Leben auf einem solchen Planeten entstanden sein oder überlebt haben, so muss es wahrhaft universell sein."

Nachdem also - zumindest theoretisch - die Möglichkeit erläutert wurde, dass Steppenwolf-Planeten Leben beherbergen können, widmen sich die Autoren auch der Frage, wie solche Einzelgänger entdeckt werden könnten. "Wir vermuten, dass die Entdeckung durch Sonnenlicht, das von einem solchen Planeten reflektiert wird, alleine im sichtbaren und infraroten Lichtspektrum gegeben ist." Um genügend sichtbares Licht zu reflektieren, müsste sich ein erdgroßer Steppenwolf-Planet der Erde auf etwa 830 Astronomische Einheiten (AE = Abstand Sonne-Erde) nähern. Im infraroten Spektrum wäre er hingegen schon in einer Entfernung von 4000 AE zu erkennen. Auch könnte ein derartiger Planet zufällig entdeckt werden, wenn er - perspektivisch von der Erde aus betrachtet - vor einem Hintergrundstern vorbeizieht.

Die Forscher rechnen vor, dass bei einer gezielten Suche dann etwa 20 "Steppenwölfe" entdeckt werden könnten, wenn jedes Planetensystem mindesten einen Einzelgänger auswirft. Das Problem liege in der Folge einer solchen Entdeckung jedoch in der Tatsache, dass es nicht zu einem erneuten Vorbeizug, einem sogenannten Transit kommt, die Beobachtung also auch nicht bestätig werden könnte. Dennoch zeigen sich die Wissenschaftler zuversichtlich: "Ein solches Objekt könnte schon mit heute zur Verfügung stehender Technologie entdeckt und weiterführend beobachtet werden, wenn es sich bis auf etwa 1000 AE der Erde nähern würde."

- Den vollständigen Originalartikel von Abbot und Switzer finden Sie HIER

Quellen: grenzwissenschaft-aktuell.de / arxiv.org
Copyright: grenzwissenschaft-aktuell.de
(falls nicht anders angegeben)


Für die Inhalte externer Links übernehmen wir keine Verantwortung oder Haftung.


WEITERE MELDUNGEN finden Sie auf unserer STARTSEITE