
Archiv: Künstlerische Darstellung des Einschlags eines Killer-Asteroiden auf die Erde (Illu.). | Copyright: Donald Davis, gemeinfrei
Kyoto/ Japan - Vor rund 65 Millionen Jahren wurde die Erde von einem mehr als 10 Kilometer großen Asteroiden getroffen - ein Ereignis, dessen globale Auswirkungen zum Aussterben der Dinosaurier geführt haben soll. Bislang standen hauptsächlich die negativen Auswirkungen solcher kosmischer Kollisionen auf das Leben im Fokus der Wissenschaft. In einer aktuellen Studie konzentrierten sich japanische Wissenschaftler nun aber auf die Frage, wie viel Erdmaterial ein solcher Einschlag ins All katapultiert haben und wie weit auf diese Weise Wasser, organisches Material und Leben von der Erde im All verteilt worden sein könnte. Das Ergebnis ist erstaunlich und hat auch Auswirkungen auf unser Verständnis vom Ursprung des Lebens auf der Erde selbst.
Wie die Astrophysiker um Tetsuya Hara von der Kyoto Sangyo University vorab auf "arxiv.org" berichten, würde ein entsprechend großer in etwa die gleiche Menge seines Eigengewichts und damit Milliarden an Tonnen Erdmaterial ins All schleudern.
Wie der "The Physics Arxiv Blog" (technologyreview.com) berichtet, zeigen die neuen Berechnungen erstaunlicherweise, dass große Mengen an Erdmaterial nicht nur bis zum Mond und Mars gelangt sein sondern dass die Trümmer des Einschlags ihren Weg auch weit über diese vergleichsweise nahen Ziele hinaus gefunden haben könnten. Zu diesen fernen Zielen gehören jedoch nicht nur die wahrscheinlich lebensfreundlichen Jupiter- und Saturnmonde Europa und Enceladus sondern auch Exoplaneten, die andere sonnennahe Sterne umkreisen.
Wie die japanischen Forscher berichten, würde in einigen der errechneten Szenarios mit rund 10^8 Gesteinsbrocken von der Erde in etwa genau so viel Auswurfmaterial auf dem Jupitermond Europa landen, wie auf dem Erdenmond. Den Grund hierfür sehen die Wissenschaftler in dem großen Schwerkraftfeld des Jupiters, der auf entsprechende Gesteinsbrocken wie ein Abfluss wirke und so die Trümmer zu seinen Monden zieht.
Noch erstaunlicher an den Ergebnissen der Studie ist jedoch die Menge an Erdbrocken, die das Sonnensystem verlassen, in den interstellaren Raum vordringen und so auch andere sonnennahe Sterne und deren Planeten erreichen könnten.
Laut Hara und seinen Kollegen könnten rund tausend irdische Gesteinsbrocken auf diese Weise das Planetensystem um den Roten Zwergstern "Gliese 581" in rund 20 Lichtjahren Entfernung erreicht haben - ein Planetensystem, im dem Astronomen eine Super-Erde innerhalb der habitablen Zone um den Stern vermuten (...wir berichteten).
Da eine solche Reise jedoch rund eine Million Jahre dauern würde, stellen die Forscher die Frage zur Diskussion, ob Mikroben an Bord dieser Trümmer diesen Langzeittrip zwischen den Sternen derart überdauern könnten, als dass sie einen dortigen Planeten irdischen Leben verleihen könnten.
Angesichts dieses Szenarios einer sogar interstellaren Verteilung irdischen Materials aufgrund gewaltiger Asteroideneinschläge auf der Erde, stellt sich für die Forscher zugleich aber auch die Frage danach, wie schnell Trümmermaterial mit irdischen Mikroben rein theoretisch die ganze Galaxie erreichen und dadurch befruchten könnte.
Laut Haras Team würde es rund 10^12 Jahre dauern, damit entsprechendes Auswurfmaterial einen Raum von der Ausdehnung der Milchstraße durchwandern könnte. Da unsere Milchstraße selbst aber erst 10^10 Jahre alt ist, könnte also ein einziges Einschlags- und Auswurfsereignis diese Aufgabe nicht erfüllen.
Um dieses Ziel, eine Befruchtung der gesamten Galaxie mit Leben innerhalb von 10^10 Jahren, zu erreichen, würde es hingegen gerade einmal 25 Orte bzw. Planeten an unterschiedlichen Orten innerhalb der Milchstraße benötigen, an welchen zur gleichen Zeit das Leben seinen Lauf nahm und dann durch einen großen Treffer auf interstellare Reisen geschickt wurde.
Abschließend fügen die Forscher erläuternd hinzu, dass - dieses Szenario vorausgesetzt - die Wahrscheinlichkeit, dass unser eigenes Sonnensystem und damit die Erde von außerirdischen Mikroorganismen aus dem fernen All besucht (und vielleicht sogar befruchtet?) wurde, bei nahezu 100 Prozent liegt.
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Quelle: grenzwissenschaft-aktuell.de / arxiv.org / technologyreview.com