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Donnerstag, 21. Juni 2012

Studie zu Ortungstechnologien: Was tun gegen die totale Überwachung?


Datenschleuder Smartphone (Illu.). | Copyright: grewi.de (Illu.) / John Karakatsanis, cc-by-sa 2.0

Bern (Schweiz) - Unser Smartphone weiß wir immer ganz genau, wo wir uns aufhalten und Kreditkartenfirmen können ebenfalls anhand der entstehenden Daten Bewegungsprofile von uns erstellen, Mobilfunk-Provider zeichnen Zeit und Ort unserer Telefonate auf und an der Supermarktkasse werden Produkte drahtlos erfasst, während sie noch im Einkaufswagen liegen. Eine aktuelle Studie Schweizer Wissenschaftler hat sich mit den Folgen dieser Ortungstechnologien und deren Perspektiven befasst und fordert Politiker zum Handeln auf.

Daten, die sich zu Bewegungsprofilen zusammenfügen lassen und Rückschlüsse auf unsere Lebenssituation erlauben, sind Inhalt der TA-SWISS-Studie mit dem Titel "Lokalisiert und identifiziert. Wie Ortungstechnologien unser Leben verändern", die von Forschern des Schweizer Zentrums für Technologiefolgenabschätzung und unter Mitwirkung der Eidgenössische Materialprüfungs- und Forschungsanstalt (EMPA) entstand.

Neben der Satellitenortung durch GPS gibt es heute mehr als ein Dutzend Technologien, die indirekt die Ortung von Personen zulassen. Mit ihrer Ausbreitung gehen sowohl Chancen als auch Risiken für die Gesellschaft einher.

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Lorenz Hilty von der Empa-Abteilung "Technologie und Gesellschaft" wirkte als Projektleiter an der Erstellung der Studie mit. Bei der Präsentation der Studie am 19. Juni in Bern informierte Hilty über die Fähigkeiten der verschiedenen Überwachungstechnologien, mit denen wir es zu tun haben: "So ermittelt ein GPS-Empfänger, etwa in einem Smartphone, die Position des Benutzers auf rund 10 Meter genau. Das GSM-Mobilfunknetz schafft eine Genauigkeit bis ca. 100 Meter. Wer per Wireless LAN einen Computer einloggt, wird auf einen Meter genau erfasst; ein Internetzugang per Festnetz liefert Daten bis hin zu Strasse und Hausnummer des Benutzers. Weniger heikel ist das Auslesen von RFID-Chips aus Einkaufswagen – das funktioniert nur im Nahbereich, etwa im engen Durchgang neben der Supermarktkasse."

Der Wissenschaftler warnte vor der zunehmenden Abhängigkeit von Ortungstechniken. Immer mehr Geräte werden "smart" und erbringen damit Leistungen, die auf der Weitergabe der geographischen Position basieren. Doch immer seltener lasse sich die Funktion ausschalten - und falls sie abschaltbar ist, muss man auf einige Komfort-Features verzichten. "Die Daten aus diesen Messungen werden oft im Ausland verarbeitet und sind damit der Kontrolle der überwachten Person entzogen."

Die TA-SWISS-Studie schlägt daher eine Reihe von Maßnahmen zum Schutz der Privatsphäre vor:
- politische Durchsetzung besserer Datenschutz-Standards im internationalen Raum
- zertifizierte und transparente Softwareprodukte mit Datenschutz als Qualitätsmerkmal
- eine gesetzlich verordnete, eingeschränkte Aufbewahrungsdauer der Ortungsdaten
- Info-Veranstaltungen, speziell für Jugendliche, um über Chancen und Risiken der erhobenen Bewegungsprofile aufzuklären.


- Ausführliche Informationen zur Studie und den Ergebnissen finden Sie HIER und HIER

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