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Sonntag, 10. Februar 2013

Kosmisches Rätsel der "fehlenden Zwerggalaxien" gelöst?


Visualisierung des "Cosmic Web Stripping"-Mechanismus.
| Copyright: Alejandro Benitez Llambay
 

Potsdam (Deutschland) - Die Tatsache, dass die tatsächliche Anzahl beobachteter Zwerggalaxien viel kleiner ist als von theoretischen Modellen vorhergesagt, stellte Astrophysiker schon lange vor eines der größten Rätsel für das Verständnis der Galaxienentwicklung. Jetzt glaubt ein internationales Forscherteam einen Mechanismus gefunden zu haben, der das Rätsel der fehlenden Zwerggalaxien erklären könnte.

Anhand der hochpräzisen astronomischen Beobachtungskampagnen der letzten zwei Jahrzehnte wissen Astrophysiker, dass unser Universum zu etwa 75 Prozent aus Dunkler Energie, zu 20 Prozent aus Dunkler Materie, und nur zu fünf Prozent aus normaler, also direkt beobachtbarer Materie besteht. Mithilfe von Computer-Simulationen auf den größten Superrechnern konnten Astronomen auch demonstrieren, dass die Anzahl von Zwerggalaxien, also Galaxien mit nur einem Tausendstel der Masse der Milchstraße, in solch einem Universum sehr hoch sein sollte. Allerdings widersprechen die tatsächlichen Beobachtungen diesen Prognosen, da bislang deutlich weniger Zwerggalaxien als erwartet beobachtet wurden.


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Genau mit dieser Problematik hat sich die Forschungskooperation "Constrained Local UniversE Simulations" (CLUES) angenommen und zunächst die Anfangsbedingungen für die CLUES-Simulationen aus den beobachteten Positionen und Eigengeschwindigkeiten der Galaxien rekonstruiert, die bis zu einigen zehn Millionen Lichtjahren Entfernung von der Milchstraße entfernt sind. "Hauptziel von CLUES ist es, die Entwicklung der Lokalen Gruppe, also der Andromeda-Galaxie und der Milchstraße sowie derer weniger massereichen Nachbarn, in ihrer beobachteten großräumigen Umgebung zu simulieren", erklärt Stefan Gottlöber vom Leibniz-Institut für Astrophysik Potsdam (AIP.de).

Bei der genauen Untersuchung der Simulationsergebnisse von CLUES haben die Astronomen nun entdeckt, dass einige weit entfernte Zwerggalaxien der Lokalen Gruppe sich mit solch hohen Geschwindigkeiten relativ zum Kosmischen Netz ("Cosmic Web“) bewegen, dass sie einen Großteil ihres Gases bei der Durchquerung der lokalen Netzstrukturen verlieren. Die Forscher nennen diesen Mechanismus daher "Cosmic Web Stripping". Das Kosmische Netz beschreibt die großräumige Struktur des Universums als ein riesiges Netzwerk aus Filamenten und flachen, scheibenartigen Strukturen (s. Abb.).




"Diese Zwerge sind so schnell, dass ihr Gas sogar bei der Durchquerung extrem dünner Strukturen weggerissen wird", so Alejandro Benítez LLambay, Doktorand an der argentinischen Universidad Nacional de Córdoba und Erstautor der aktuell im Fachjournal "Astrophysical Letters" veröffentlichten Studie. Nach einer solch starken Reduktion des Gasreservoirs wäre die Sternentstehung in diesen Zwerggalaxien schon vor einigen Milliarden Jahren stark abgesunken, und die Zwerge wären heute praktisch nicht beobachtbar.

- Weitere Information zum Mechanismus des "Cosmic Web Stripping" mit Bildern und Filmen finden sie HIER

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Quellen: aip.de, cluse-project.org
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