
Kolorierte Elektronenmikroskopaufnahme eines Bärtierchens im Moos. (Klicken Sie auf die Bildmitte, um zu einer vergrößerten Darstellung zu gelangen.) | Copyright: Image Credit & Copyright: Nicole Ottawa u. Oliver Meckes / Eye of Science / Science Source Images
Washington (USA) - Wenn auch nur wenige Millimeter groß, so gehören die sogenannten Bärtierchen (Tardigrada) dennoch sicherlich zu den erstaunlichsten Tierarten auf der Erde. Ihre extremen Eigenschaften und Widerstandsfähigkeit gegenüber selbst den widrigsten Umweltbedingungen haben ihnen den Ruf als nahezu "außerirdische Erdlinge" eingebracht. Tatsächlich sind die auch als "Wasserbären" bezeichneten Häutungstiere in der Lage, auch im Weltraum zu überleben und hätten beinahe den Marsmond Phobos betreten. Jetzt haben Wissenschaftsfotografen faszinierende Aufnahmen der Tiere mittels Elektronenmikroskop veröffentlicht.
Bärtierchen leben weltweit im Meer, Süßwasser oder in feuchten Lebensräumen an Land. Besonders häufig findet man sie dort in Mooskissen. Genau in dieser Umgebung haben Nicole Ottawa und Oliver Meckes auch jene Exemplare fotografiert und die Ergebnisse danach koloriert, die nun die tapsigen Winzlinge in bislang nicht gekannter Detailgenauigkeit zeigen
www.grenzwissenschaft-aktuell.de
Aufgrund ihrer Fähigkeit zur Kryptobiose, können sich die Tiere in einen todesähnlicher Zustand versetzen, in dem sie extremste Umweltbedingungen überdauern können. Gleich mehrere Jahrzehnte könnten die Tiere so gänzlich ohne Nahrung und Wasser auskommen, Temperaturen um den absoluten Nullpunkt ebenso überdauern wie überkochendheißes Wasser. Auch Druckverhältnisse von Null bis hinunter zum Meeresboden überstehen die "Wasserbärchen" ebenso wie direkte gefährliche Strahlungsdosen. Hierzu können die Tiere Schäden an ihrer eigenen DNA reparieren und den Wassergehalt ihres Körpers bis auf wenige Prozent reduzieren.
Schon 2008 überstanden Bärtierchen denn auch die Umstände des freien Weltraums, als sie in einem Container ungeschützt vor Vakuum und ionisierter Strahlung außerhalb einer Sonde die Erde umkreisten (...wir berichteten).
Wäre es nach den Plänen russischer Wissenschaftler gegangen, so hätten Bärtierchen im Oktober 2012 sogar den Marsmond Phobos besucht - waren die extremen Überlebenskünstler doch genau dorthin im Rahmen der russischen Mission "Fobos-Grunt" gemeinsam mit neuen anderen lebenden Arten von Mikroorganismen unterwegs (...wir berichteten).
Auf dem Marsmond sollte Landeeinheit zahlreiche Experimente durchführen und dabei auch die Mikroorganismen und pflanzliche Samen an Bord des Landers auf Phobos absetzten und diesen gemeinsam mit den Bodenproben in einer Rückkehrkapsel auch wieder Richtung Erde verlassen. Gemeinsam mit amerikanischen Wissenschaftlern der kalifornischen "Planetary Society" (PS) sollten damit die Auswirkungen eines Langzeitfluges zum Mars und zurück zur Erde auf die Kleinstlebewesen untersucht und damit zugleich die so genannte Panspermie-Theorie getestet werden, nach der das Leben im Innern etwa von Meteoriten auf die Erde und andere Planeten gelangt sein könnte. Allerdings kam es noch während der Abflugphase zu einer technischen Fehlfunktion, weswegen die Sonde den Erdorbit nie verließ und am 15. Januar 2012 wieder in der Erdatmosphäre verglühte (...wir berichteten).
- Weitere Aufnahmen der Fotoserie finden Sie HIER
WEITERE MELDUNGEN ZUM THEMA
Fobos-Grunt: Russische Mission zu Marsmond ist startbereit 6. November 2011
Panspermie: Bärtierchen überleben Ausflug ins All 9. September 2009
grenzwissenschaft-aktuell.de
Quelle: NASA, fineartamerica.com, sciencesource.com