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Dienstag, 14. Mai 2013

Hessdalen-Phänomene: Norwegens Außenminister eröffnet Ausstellungsraum zur Erforschung von unbekannten Himmelsphänomenen in Wissenschaftsmuseum


Der norwegische Außenminister Espen Barth Eide (Mitte) eröffnet gemeinsam mit Hessdalen-Forscher Erling P. Strand (l.) den Ausstellungsraum zu den Hessdalen-Phänomenen (Hntgr.) im Wissenschaftsmuseum "Inspiria" im norwegischen Graalum.
| Copyright/Quelle: B.K. Strand/Erling Strand
 

Graalum (Norwegen) - Seit mehr als 20 Jahren erforschen Wissenschaftler unter der Leitung von Erling P. Strand vom norwegischen Østfold College bislang unerklärbare Phänomene am Himmel über Hessdalen in Zentral-Norwegen. Am vergangenen Freitag wurde im Wissenschaftsmuseum "Inspiria" ein Ausstellungsraum, der sich eigens mit den Hessdalen-Phänomenen und ihrer instrumentellen Erforschung widmet, vom norwegischen Außenminister Espen Barth Eide feierlich eröffnet. Vor diesem Hintergrund hat "grenzwissenschaft-aktuell.de" Erling Strand im Interview zum Stand der Erforschung des Hessdalen-Phänomens befragt.

GreWi: Herr Strand, Sie sind einer der bekanntesten Erforscher des Hessdalen-Phänomens. Könnten Sie und kurz in eigenen Worten erklären, was diese Bezeichnung beschreibt und was ihr Forschungsinteresse an diesem Phänomen ist?


Strand: Zunächst wurden die Hessdalen-Phänomene (HP) als "UFOs" bezeichnet. Verwendet man die Definition nach Prof. J. Allen Hynek (und "UFO" damit als Kürzel für "unidentifiziertes Flugobjekt), so wäre diese Bezeichnung durchaus zutreffend. Auch wir haben diese Bezeichnung zu Beginn verwendet, haben dann aber schnell bemerkt, dass der Gebrauch dieses Kürzels den Umgang und die Kommunikation der Hessdalen-Phänomene gegenüber der Wissenschaftsgemeinde erschwert oder gar behindert. Aus diesem Grund haben wir uns dazu entschieden die Erscheinungen hier mit dem Begriff "Hessdalen-Phänomene" zu beschreiben und allgemein von UAPs (unidentified aerial phenomena = unidentifizierte Phänomene im Luftraum) zu sprechen. Das hat uns Vieles erleichtert. Wir verwenden den Plural - Phänomene statt Phänomen - da es durchaus sein könnte, dass wir (in Hessdalen) unterschiedliche Arten von Phänomenen beobachten und untersuchen.


Hessdalen-Phänonem-Forscher Erling P. Strand. | Copyright: E.P. Strand

Ich selbst kam zu meinem Interesse an den Hessdalen-Phänomenen als ich sie mit eigenen Augen gesehen hatte und herausfand, dass sowohl Laien als auch die Wissenschaftsgemeinde nicht glauben wollten, dass solche Dinge existieren. Stattdessen wurden Menschen, die derartige Phänomene gesehen hatten, lächerlich gemacht. Das hat mich besonders gereizt. Zugleich fand ich heraus, dass es viele Wissenschaftler gab, die ebenfalls an solchen Phänomenen interessiert waren, sich jedoch nicht wagten, dies öffentlich einzugestehen. Mir war klar, dass ich zunächst beweisen musste, dass diese Phänomene real sind, um sie weiterführend studieren zu können.


Das hat sehr viel mit der menschlichen Natur zu tun: Wenn wir nicht wagen, etwas zu sehen, obwohl es sich in der Natur, im Universum abspielt oder wir nicht akzeptieren, dass solche Phänomene existieren, so verstehen wir unsere Natur, unser Universum nicht vollständig und ich denke, dass ein besseres Verständnis unserer Natur bzw. des Universums dazu führt, dass wir auch besser damit umgehen.


GreWi: Neben den "nächtlichen Lichtern" am Himmel über Hessdalen, gibt es auch Berichte über "Dinge bei Tageslicht am Himmel über Hessdalen", die deutlich objekthaftere, in einigen Fällen sogar scheibenförmige und damit weniger energetische Phänomene darstellen. Wie stehen sie selbst zu diesen Berichten und Beobachtungen?


Strand: Ich habe solche Phänomene mehr als einmal selbst gesehen. Bei zwei dieser Beobachtungen sahen diese Phänomene wie fliegende Scheiben aus, also wie etwas, das "konstruiert" wurde. Beide Sichtungen ereigneten sich am Tage und ich war nahe genug (an diesen "Objekten"), um Details erkennen zu können. Ich weiß also, dass diese Dinge existieren. Allerdings weiß ich nicht, woher diese Dinge kommen oder ob darinnen auch 'jemand' saß, der diese Dinge steuerte. Darüber hinaus kann ich nicht sagen, ob die Hessdalen-Lichter mit diesen (objektartigen) Phänomenen etwas zu tun haben. Die Lichter und die 'festen Objekte' könnten völlig unterschiedliche und voneinander unabhängige Phänomene darstellen.


Ich bin davon überzeugt, dass es wichtig ist, wissenschaftliche Daten zu erlangen, bevor man zu viel spekuliert. Wenn man seine Hypothesen nicht genügend mit Daten untermauern kann, so sind es lediglich Spekulationen, die richtig sein könnten - oder auch nicht. Wenn man aber zu stark an solche Spekulationen glaubt, so übersieht man leicht wichtige (wissenschaftliche) Daten. Dieses Problem wirkt jedoch auch in die andere Richtung. Wenn man zu sehr daran glaubt, dass jede fliegende Scheibe auch von einem anderen Planeten stammen muss, so wird man gezielt nach Daten suchen, die genau das stützen und andere Daten übersehen. Glaubt man aber nicht an die Existenz fester und unbekannter fliegender Objekte, so kann man leicht Daten übersehen, die in dieser Richtung deuten.


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GreWi: Während viele Menschen die Hessdalen-Lichter schnell in eine Kategorie mit klassischen UFOs stecken, scheint eine genauere Analyse dieser Lichtphänomene darauf hinzuweisen, dass wir es angesichts der Lichter mit einem vielmehr energetischen Phänomen zu tun haben?


Strand: Wie schon gesagt, man sollte den Begriff "Hessdalen-Phänomene" (also den Plural) verwenden, um das zu beschreiben, was in Hessdalen beobachtet wird. Das beschreibt dann am besten das, was wir auch mit Daten belegen können. Zu viel Spekulation könnte die klare Sicht auf die Datengrundlage behindern. Vielleicht beobachten wir (hier in Hessdalen) verschiedene, von einander unabhängige Phänomene, die selbst gar nichts miteinander zu tun haben - oder eben doch.


GreWi: Sie und ihre Kollegen haben die Ergebnisse ihrer Forschungen und Messungen, ihre Hypothesen und Theorien auch der wissenschaftlichen Gemeinschaft vorgestellt, beispielsweise auf den Jahrestreffen der Europäischen Geowissenschaftlichen Union (EGU) und in wissenschaftlichen Fachartikeln (...wir berichteten). Wie reagiert der geologische Mainstream auf ihre Arbeit und die Situation in Hessdalen?


Strand: Wir haben vor drei Jahren Poster auf dem EGU-Treffen präsentiert und viele Wissenschaftler haben daran und an den Phänomenen großes Interesse gezeigt. Wir haben eben jene Daten vorgestellt, die wir bislang haben. Dabei waren wir mit den vorgestellten Theorien zum Phänomen und darüber, um was es sich dabei handeln könnte, sehr vorsichtig. Wir sind darum bemüht, uns von Spekulationen fern zu halten. Die reinen Daten alleine zu präsentieren ist unproblematisch.



Erling Strand vor dem Hessdalen-Poster auf dem Treffen der EGU 2011 in Wien.
| Copyright: Erling P. Strand


GreWi: Was entgegnen sie Wissenschaftlern aber auch Laien, die immer noch skeptisch gegenüber den Hessdalen-Phänomenen sind und ihre Forschung sogar als "unwissenschaftlich" bezeichnen?


Strand: Diejenigen, die behaupten, dass die Erforschung und das Studium dieser Phänomene "unwissenschaftlich" seien, haben schlichtweg ihre Hausaufgaben nicht gemacht und sich nicht über den aktuellen Stand der Forschung, die angewendeten Methoden und die bereits zusammengetragenen Daten informiert.


GreWi: Am vergangenen Freitag hat kein Geringerer als der norwegische Außenminister persönlich einen Ausstellungsraum zu den Hessdalen-Phänomenen im Wissenschaftsmuseum und -zentrum "Inspiria" eröffnet. Für ein grenzwissenschaftliches Forschungsgebiet und die dahinter stehenden Phänomene ist das doch ein sehr großer und beachtlicher Erfolg und Schritt hin zu einer Akzeptanz durch den wissenschaftlichen Mainstream, durch die Politik und auch in der öffentlichen Wahrnehmung. Wie fühlen Sie sich angesichts dieser Entwicklung?


Strand: Ich bin darüber sehr froh und denke, dass es eine sehr gute Entwicklung ist. In Norwegen gibt es mittlerweile eine hohe Akzeptanz der Vorstellung, dass die Hessdalen-Phänomene existieren, dass aber zugleich bislang auch noch keine Erklärung dafür gefunden werden konnte, was diese Phänomene sind. Wir haben die Daten vorgelegt und alleine ein Studium der Daten belegt, dass die Hessdalen-Phänomene real sind.


Zudem betreiben wir jedes Jahr die sogenannten "Science Camps" für Schüler und Studenten. Diese campieren dabei eine Woche lang im Bergland von Hessdalen und führen instrumentelle Beobachtungen durch. Zugleich sind auch internationale Wissenschaftler vor Ort. Das ist für die Studenten meist eine völlig neue Umgebung und Situation. Meist lernen Studenten nur das, was andere Wissenschaftler bereits herausgefunden haben. Wenn sie am "Science Camp" teilnehmen, nehmen sie an der Entdeckung und Erforschung der Phänomene selbst teil und sie lernen dabei eine ganze Menge. Diese Camps waren und sind ein großer Erfolg und sehr beliebt. Wenn die Studenten die Phänomene selbst sehen, dann wissen sie auch, dass diese real sind. Je mehr Menschen dies wissen, umso einfacher wird es, auch für andere darüber zu sprechen.



Spektralanalyse eines Hessdalen-Phänomens, aufgenommen während des "Science Camp 2007".
| Quelle/Copyright: hessdalen.org / Bjørn Gitle Hauge bjorn.g.hauge@hiof.no


In dieser Sache könnte noch sehr viel mehr gesagt werden. Ich bin den Vorgaben gefolgt, an die sich auch jeder andere Wissenschaftler halten würde: Zunächst Daten sammeln und erst dann, wenn genügend Daten vorliegen, Hypothesen erstellen. Erst dann und nicht vorher.


Eines unserer Probleme ist jedoch, dass Teile unserer Daten in unterschiedliche Richtungen deuten. Somit stehen wir mittlerweile vor mehr Rätseln und Fragen als am Anfang unserer Arbeit.


GreWi: Einige Forscher haben bereits darüber spekuliert, dass die Hessdalen-Lichter sich auch im ultravioletten Lichtspektrum zeigen. Gibt es vor diesem Hintergrund Pläne, auch eine entsprechend sensible Kamera vor Ort zu installieren?

Strand:
Ja, das ist eine wichtige Sache. Aber eine UV-Kamera ist sehr teuer. Wir haben bereits etwas Geld zur Anschaffung einer billigeren UV-Kamera zusammen, die wir noch in diesem Sommer in Betrieb nehmen werden. Wir wollen auch versuchen, diese Kamera in unsere Webstream-Übertragungen aus Hessdalen zu integrieren. Wenn wir auf diese Weise genügend Daten gewinnen, die die Anschaffung einer leistungsfähigeren Kamera rechtfertigen, so wäre das für uns ein wichtiger Schritt. Wenn ich von "uns" spreche, so meine ich damit jedermann. Ich bin darum bemüht, der Allgemeinheit so viele Daten wie möglich zugänglich zu machen. Auf diese Weise kann jeder daran teilhaben, Antworten und Lösungen zu finden. Jeder Wissenschaftler, der sich an der Erforschung der Hessdalen-Phänomene beteiligen will, ist uns willkommen.


GreWi: Einige Beobachter kritisieren, dass die automatisierte Kamera der "Blue Box" (ein blauer Beobachtungscontainer, der die Basisstation für die instrumentelle Forschung in Hessdalen bildet) noch über keinen automatischen Alarm verfügt. Allerdings wurde in Aussicht gestellt, dass Studenten des Østfold College hierfür eine neue Software erstellen. Wie weit ist diese Arbeit fortgeschritten und wird ein solcher Alarm in absehbarer Zukunft zur Verfügung stehen?


Strand: Wir erwarten die Software Ende Mai. Sollte die funktionieren, kann danach das System in Betrieb genommen und (via Internetstream) von jedermann genutzt werden.


GreWi: Immer wieder ist auch von Plänen für ein Besucherzentrum in Hessdalen selbst die Rede. Können Sie uns hierzu Informationen und Aussichten geben?


Strand: Auch dieses Projekt macht Fortschritte und erste Pläne liegen bereits vor. Wir müssen für ein solches Besucherzentrum aber noch Sponsoren finden. Ich selbst bin daran aber nicht direkt beteiligt. Mir fehlt für diese wichtige Arbeit leider die Zeit. Ich stehe für die Forschung, doch ich betreibe diese meistens in meiner Freizeit.


GreWi: Können Sie uns abschließend noch einige Aussichten auf ihre eigene Forschungsarbeit zu den Hessdalen-Phänomenen geben?


Strand: Solange diese Phänomene und ihre Erforschung mich faszinieren, werde ich meinen Teil dazu beitragen. Es wäre schön, einen Sponsor für die Forschung zu finden, damit ich mich voll und ganz auf diese Arbeit konzentrieren kann. Hauptberuflich lehre ich am Østfold College, was einen Großteil meiner Zeit in Anspruch nimmt.


GreWi: Herr Strand, vielen Dank für das interessante Gespräch!


- Weitere Informationen zum Hessdalen-Phänomen finden Sie HIER
- Zusammengefasste Informationen in deutscher Sprache finden Sie HIER



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