
Bologna/ Italien - Italienische Wissenschaftler der "Università di Bologna" haben erklärt, dass sie mittels des Verfahrens der sogenannten Kalten Fusion erfolgreich Wärmeenergie erzeugen können und der Reaktor sogar schon Serienreif sei.
Andrea Rossi und Sergio Focardi erklärten, dass sie mit dem von ihnen konzipierten Reaktor in der Lage seien, eine kontrollierte Kernfusion sozusagen bei Raumtemperaturen und ohne die hohen Temperaturen von plasmabasierten Fusionsreaktoren zu erreichen. Seit den 1940er Jahren gelten Theorien und Visionen um die "Kalte Fusion" als Hoffnungsträger für eine kostengünstige und saubere Energiequelle, wie sie bislang jedoch noch nie in reproduzierbaren Experimenten erzeugt werden konnte.
Am vergangenen Freitag demonstrierten die Wissenschaftler auf einer Pressekonferenz, wie sie mittels des von ihnen konzipierten Nickel-Wasserstoff-Fusionsreaktors mit einer Eingabe von nur 400 Watt eine Wärmeleistung von 12.400 Watt erzeugten. Hinzu erklärten Rossi und Focardi sogar, der Reaktor habe die Forschungsphase bereits überschritten und erste bestellte Einheiten seien schon Ende des Jahres versandfertig.
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In der Anlage, so die Forscher, sollen Kerne von Nickelatomen mit jenen von Wasserstoff verschmolzen werden - ein Vorgang bei dem sowohl Kupfer als auch große Mengen von Energie entstehen und für den die Anlage weniger als 1 Gramm Wasserstoff verbrauche. Hierbei werden zunächst 1.000 Watt an Elektrizität benötigt, die nach wenigen Minuten auf 400 Watt reduziert werden. Jede Minute, so berichtet unter anderem auch "PhysOrg.com", kann die beschriebene Reaktion 292 Gramm von 20 Grad Celsius warmes Wasser in Trockendampf von 101 Grad umwandeln. Da dieser Prozess 12.400 Watt an Energie benötigt, entspricht der Energiegewinn also dem Faktor 12.400/400=31. Die Forscher schätzen derzeit, dass dieser Vorgang weniger als ein Cent/kWh kostet. Wesentlich weniger also, als wenn das gleiche Ergebnis mit Kohle- oder Gaskraftwerken erzeugt werden würde - jedoch ohne, dass dabei Kohlendioxid oder gar radioaktive Abfälle entstehen.
Um einen verlässlichen Betrieb garantieren zu können, sollen die angekündigten kommerziellen Einheiten auf 8 Einheiten an ausgegebener Energie nur eine Einheit an Eingabenergie verbrauchen, obwohl - wie am 15. Januar demonstriert - deutlich höhere Werte möglich wären. Durch die Kombination mehrerer Anlagen soll jedoch schon jetzt eine höhere Energieabgabe möglich sein. Derzeit sei eine Anlage in Planung, die durch die Kombination von 125 Einheiten insgesamt 1 Megawatt produzieren können soll.
Schon seit zwei Jahren soll eine bereits tätige Anlage mittlerweile fortwährend laufen und Wärme für eine kleine Fabrik liefern. Genauer Angaben über deren Standort liegen bislang jedoch noch nicht vor.
Der ungewöhnliche Weg der Veröffentlichung ihres Forschungserfolgs in Form einer ersten Präsentation der Anlage auf einer kleinen Pressekonferenz vor 50 anwesenden Personen, war das Ergebnis einer Ablehnung eines dazugehörigen (mittlerweile online im eigens veröffentlichten "journal-of-nuclear-physics.com" selbstpublizierten) Fachartikels durch zahlreiche Fachzeitschriften. Grund hierfür sei stets der Mangel an theoretischen Erklärungen dafür gewesen, wie der Reaktor genau funktioniere: "Was genau die Kalte Fusion auslöse, können wir nicht erklären. Die spätere Anwesenheit von Kupfer und die nachweisliche Energieabgabe sind jedoch Beweis dafür, dass es funktioniert."
Nicht zuletzt aufgrund dieser Mängel sehen sich Rossi und Focardi zahlreicher Kritik besonders aus wissenschaftlichen Kreisen ausgesetzt. Auch ein Antrag der Forscher auf Patentierung ihres Reaktor wurde bislang mit dem Hinweis abgelehnt, dass die Behauptungen den Gesetzten der Physik widersprächen und die Erfinder nicht genügend theoretische Grundlagen liefern, diese zu untermauern.
All dieser Kritik widersprechen jedoch zumindest italienische Forscher um Giuseppe Levi, Physiker am italienischen "Nationalen Institut für Kernphysik (Istituto Nazionale di Fisica Nucleare", INFN), der auch die Demonstration der Anlage mitorganisierte. Er bestätigt, dass der Reaktor tatsächlich 12 kW erzeugte und diese Energie nicht das Ergebnis chemischer Prozesse war. Schon bald will Levi gemeinsam mit Kollegen einen Bericht über ihre Einschätzung des Reaktors vorlegen.
Videomitschnitt der Pressekonferenz vom 15. Januar 2011 (in 3 Teilen)

Quellen: grenzwissenschaft-aktuell.de / journal-of-nuclear-physics.com / physorg.com