
Paris/ Frankreich - Wo, wann und wie entsteht das menschliche Bewusstsein und wo ist es im Hirn angesiedelt? Diese Frage treibt Philosophen und Naturwissenschaftler schon seit Jahrtausenden an. "Ist es auf einen Hirnregion begrenzt oder entsteht es aus einem neuralen Netzwerk?", so die Frage, die sich Neurowissenschaftler stellen. Französische Forscher glauben nun, diesem Rätsel einen großen Schritt näher gekommen zu sein.
Wie das Team um Dr. Raphael Gaillard und Lionel Naccache vom "Institut national de la santé et de la recherche médicale" (INSERM) in ihrer im Fachmagazin "PLoS Biology" publizierten Studie aufzeigen, werden mindestens vier separate Hirnprozesse gemeinsam aktiviert, um eine Art Signatur einer bewussten Aktivität entstehen zu lassen. Die Forscher schlussfolgern dies aufgrund der Ergebnisse neurologischer Experimente.
Hierbei wurde die Hirnaktivität der Probanden gemessen, während diese mit zwei unterschiedlichen Reizen konfrontiert wurden: Ein Reiz, der bewusst wahrgenommen werden konnte, ein anderer, bei dem dies nicht der Fall war. Die von den Wissenschaftlern benannten vier Prozesse, zeigten sich denn auch nur in jenen Testreihen aktiv, die bewusst wahrgenommen wurden.
Ermöglicht wurde die komplizierten Messungen erstmalig durch die freiwillige Teilnahme von Epilepsie-Patienten, die aufgrund ihrer medizinischen Behandlung intrazelebrale Aufzeichnungssonden im Hirn implantiert hatten.
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Diesen Testpersonen wurden sowohl erkennbare als auch abgedeckte Worte gezeigt und dabei die entsprechenden Veränderungen in der Hirnaktivität und Wahrnehmungsstärken beim Anblick der Tafeln gemessen. Ein Vergleich der neuralen Aktivität, wie sie von den verdecken Worten ausgelöst wurde, mit jener beim Anblick der lesbaren Schrift, erlaubte es den Wissenschaftlern vier konvergierende und komplementäre elektrophysiologische Marker ausfindig zu machen, die den bewussten Zugang der Probanden 300 Millisekunden nach der Wahrnehmung des Wortes charakterisierten.
Die Ergebnisse der Studie sollen dazu beitragen, grundlegende Fragen über den zeitlichen Ablauf, den Ort und die Dynamik von Ereignissen innerhalb jenes neuralen Prozesses, der den Zugang zu Informationen und die Identifikation von Informationen ermöglicht, gründlicher beantworten zu können.
Bislang glaubten einige Neurowissenschaftler, dass das Bewusstsein aus einem einzelnen Teil des Gehirns hervorgehe. Die aktuelle Studie weist nun jedoch eher darauf hin, dass es wahrscheinlich ein umfassender und vernetzter Prozess ist, der sich zeitgleich in verschiedenen Regionen des Gehirns abspielt.
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Quellen: grenzwissenschaft-aktuell.de / biology.plosjournals.org / inserm.fr