
Standbild aus dem Video des Kugelblitzes (l.) mit Spektralfilteranalyse (r.). | Copyright/Quelle: J. Cen, P. Yuan, and S. Xue, Phys. Rev. Lett.
Lanzhou (China) - Zufällig sind chinesischen Wissenschaftlern erstmals Spektralfilter-Filmaufnahmen eines Kugelblitz-Phänomens gelungen. Dadurch können die Forscher erstmals direkt auf die Zusammensetzung der Erscheinung schließen. Die Spektralanalyse scheint bisherige Theorien zu bestätigen, wonach es sich beim Kugelblitz verdampfenden Staub handelt.
Während andere Theorien elektrisch geladenen Meteoriten (...wir berichteten) über durch von Gewitter hervorgerufenen Magnetismus induzierte Halluzinationen (...wir berichteten), entzündetes Sumpfgas bis hin zu intelligenten Wesenheiten in Feld führen, zeigen die aktuellen Aufnahmen, dass zumindest der hier gefilmte Kugelblitz aus den selben Elementen bestand, wie sie auch im Boden an Ort und Stelle zu finden waren.
Klicken Sie auf das Play-Symbol, um das Video zu starten
Entstanden war die Videoaufnahme bereits 2012 als Forscher um Jianyong Cen von der chinesischen Northwestern Normal University ein Gewitter in Qinghai mittels einer mit einem Spektralfilter ausgestatteten Videokamera filmten. Völlig unerwartet gelangen dabei auch Aufnahmen eines für 1,6 Sekunden anhaltenden Kugelblitzes mit einem Durchmesser von 5 Metern, der während dieser Zeit eine Strecke von knapp 15 Metern zurücklegte.
Wie der "New Scientist" berichtet, zeigte die Auswertung der Spektralanalyse, dass die leuchtenden Kugel aus den selben Elementen wie der umliegende Boden bestand. Damit stützen Aufnahme und Analyse eine Theorie, die im Jahr 2000 von John Abrahamson von der University of Canterbury in Neuseeland formuliert wurde.
Diese geht davon aus, dass Kugelblitze dann entstehen können, wenn ein gewöhnlicher Blitz in den Boden einschlägt, die enorme Hitze Siliziumoxid im Staub und Boden verdampfen lassen und die Schockwelle des Einschlags das Gas in die Luft stößt. Kommt dann auch noch im Boden vorhandener Kohlenstoff - etwa von altem Laub oder Baumwurzeln – hinzu, raube der Vorgang dem Siliziumoxid den Sauerstoff und hinterlasse dabei eine Ansammlung reinen Siliziumtstaubes. Dieser Siliziumstaub oxidiert wiederum in unserer sauerstoffreichen Atmosphäre in einer Kugel aus heißem Gas, die dabei kurz aufleuchtet. Schon 2006 stützten Experimente in Israel diese Theorie, als Forscher der Tel Aviv University eine kleine, kugelblitzartige Erscheinung dadurch erzeugen konnten, in dem sie einen simulierten Blitz in Schichten aus Siliziumoxid schossen.
Laut den chinesischen Wissenschaftler könnte dieser Vorgang auch den von ihnen gefilmten Kugelblitz erklären. Ein Artikel über den Film und die Spektralanalyse ist im Fachjournal "Physical Review Letters" (10.1103/PhysRevLett.112.035001) erscheinen.
WEITERE MELDUNGEN ZUM THEMA
Neuer Erklärungsansatz für Kugelblitze 13. Oktober 2013
Forscher erzeugen halbsekündigen Plasma-"Kugelblitz" im Labor 2. September 2013
Trümmer aus dem All könnten Kugelblitze erzeugen 2. Dezember 2010
Neue Theorie: Sind Kugelblitze magnetisch induzierte Sinnestäuschungen? 14. Mai 2010
Kugelblitz explodiert in Münchner Biergarten 3. Juli 2009
grenzwissenschaft-aktuell.de Quelle: newscientist.com