
Austin/ USA - Bislang war gefrorenes Wassereis lediglich an den Polen des Roten Planeten bekannt. Radarmessungen der NASA-Sonde Mars Reconnaissance Orbiter (MRO) belegen nun einen ausgedehnten Gletscher auch fernab der Mars-Pole in den mittleren Breitengraden. Möglicherweise könnte es sogar noch weitere Gletscher geben.
Das Eis findet sich an den Abhängen steiler Felsgraten an zwei Stelen eines Rand des Hellas-Kraters auf der südlichen Hemisphäre und war durch eine dünne Schutt- und Gesteinsschicht aus der letzten Mars-Eiszeit bedeckt und somit bislang vor dem Verdampfen geschützt. Die Forscher glaube, dass es sich bei den beiden Fundorten jedoch lediglich um einen kleines Teil eines noch größeren und zusammenhängenden Gletschergebietes handeln könnte.
Wie das Team um John Holt von der University of Texas (UT) in der aktuellen Ausgabe des Fachmagazins "Science" (vol 322, s. 1235) berichten, handelt es sich bei den Eislagern - die schon auf Aufnahmen der Viking-Sonden aus dem Jahre 1976 zu erkennen waren - nicht wie bislang von einigen Forschern spekuliert, um eine Gesteins-Eis-Mischung, sondern tatsächlich um massives Eis. Mit dem Bodenradar des MRO-Satelliten, das Wassereis bis in 1000 Meter Tiefe nachweisen kann, entdeckten die Wissenschaftler, dass der Gletscher teilweise bis zu 800 Metern dick ist und eine Ausdehnung von mehreren Kilometern besitzt. Durchsetzt sei das Eis lediglich zu etwa zehn Prozent mit Staub und Gestein.
Sollten die Wissenschaftler recht haben und auch alle anderen gleichartigen Strukturen zwischen den 30. und 60. Breitgraden auf beiden Hemisphären des Planeten verborgene Gletscher sind, so würden die neu entdeckten Wasserspeicher rund ein Prozent jener Eismenge betragen, die an den Polen gebunden ist. Schon die Wassermenge der östlichen Hellas-Region, die etwa 28.000 Kubikkilometer beträgt, könnte den gesamten Planeten mit einer 20 Zentimeter tiefen Wasserschicht bedecken. Es handelt sich also um das größte bislang entdeckte Wasserreservoir auf dem Mars jenseits der Pole.
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Wie das Eis jedoch dorthin gelangt ist, ist auch für die Forschern um Holt ein Rätsel. Eine vergangene Eiszeit aufgrund einer Achsenneigung scheint die wahrscheinlichste Erklärung. Aufgrund des fehlenden Mondes, der die Ausrichtung des Planeten stabilisieren könnte, kommt es in regelmäßigen Abständen von vermutlich rund 120.000 Jahren zu einer Achsenneigung des Roten Planeten.
Bei einer solchen Verschiebung könnten die Eislager an den Polen stärker dem Sonnenlicht ausgesetzt gewesen und verdampft sein, um dann in damals kälteren Regionen wieder zu kondensieren, zu gefrieren und nach und nach von Staub und Schutt abgedeckt zu worden zu sein.
Wie auf der Erde, so könnte anhand des Gletschereises das vergangene Klima des Roten Planeten durch zukünftige Forschungsmissionen eingehend nachvollzogen und studiert werden. Auch Spuren von einstigem Leben könnten im Eis der Mars-Gletscher konserviert worden sein.
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Quellen: genzwissenschaft-aktuell.de / nasa.gov / science.com