
London/ England - Normalerweise dient das Rabbinical Centre of Europe (RCE) als Anlaufstelle für Fragen bezüglich der Auslegung der Tora und im speziellen für deren rechtlichen Teil der Überlieferungen für Rabbis aus ganz Europa. Die Anfrage eines Londoner Rabbis stellte jedoch selbst die Schriftgelehrten der Kongregation vor die schwere Aufgabe, wie mit einem angeblichen Geist im Haus eines Londoner Rabbiners umzugehen sei.
Laut einem Bericht des jüdischen Nachrichtenportals "ynetnews.com" hatte sich Rabbi Levy Yitzhak Raskin im Namen eines Kollegen an den Rat gewandt, da dieser aufgrund seines ungewöhnlichen Anliegens nicht erkannt werden wollte.
Demnach will der betroffene Geistliche der erst kürzlich eine Gemeinde übernommen hatte, in den vergangenen Monaten vermehrt eine "fremde Anwesenheit" in seinem neuen zuhause verspürt haben, so Raskin in seinem Schreiben. Neben zahlreichen klassischen Spukerscheinungen würden geschlossene Fenster von selbst aufspringen und immer wieder sei ein fortwährendes Klopfen in dem Haus zu hören, dessen Ursprung nicht gefunden werden könne.
Laut Raskin habe der Gemeinderat schon seit längerem Kenntnis von dem Geist im Haus des Rabbiners. Hier vermutet man, dass es sich um den Geist des ersten Rabbis der Synagoge handele, der vor rund 40 Jahren verstorben ist, hier seither nach der Tikkun (deutsch: Erlösung) suche und um nach seiner Gemeinde zu sehen.
Nach eingehender Beratung auf höchster Ebene kam der RCE zu dem Rat, es mit zwei für den ruhelosen Rabbi zu sprechende Erlösungsgebeten zu versuchen: Einem für das heimgesuchte Gebäude und einem für die Seele des Synagogenvaters.
Sollten diese Gebete keine Wirkung zeigen und Ruhe bringen, so der RCE-Vorsitzende Rabbi Batzri, wäre dies ein Zeichen dafür, dass es sich nicht um den Geist des Rabbis handele und der Fall erneut zu diskutieren und zu untersuchen sei.
Hintergrund:
Wie in zahlreichen anderen Religionen, so kennt auch die Mythologie des jüdischen Glaubens die Vorstellung von ruhelosen Seelen und Geistern. Der vielleicht bekannteste Vertreter dieser Gruppe ist der so genannte Dibbuk (deutsch: Umklammerer; Anhafter) des jüdischen Volksglaubens. Hierbei handelt es sich meist um die Seele eines zu Lebzeiten bösartigen oder verbohrten Menschen, die sich aufgrund ihrer Verfehlungen nicht von der irdischen Existenz trennen kann und nach dem Tod einen lebenden Körper sucht, um von diesen Besitz zu ergreifen. Damit entspricht die Heimsuchung durch einen Dibbuk Varianten der christlichen Besessenheit.
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Tatsächlich hat der Glauben an die Dibbukim in der jüdischen Volksmythologie keine metaphorische, sondern eine ganz konkrete Bedeutung. Sie zählen zu den Dämonen und Geistern, denen in der katholischen Kirche durch Exorzismus begegnet wird. In einer weiteren Variation der Dibbuk-Mythologie, die seit dem 17. Jahrhundert in der kabbalistischen Literatur belegt ist, wird angenommen, dass eine Seele, die zu Lebzeiten ihre Funktion nicht erfüllen konnte, eine weitere Möglichkeit dazu in Form eines Dibbuk erhält.
Die Austreibung eines Dibbuk findet durch einen Zaddik (hebräisch für "Gerechten"), sowie zehn weiteren in Totenhemden gekleidete Mitgliedern der Gemeinschaft (Minjan), statt. Während der Prozedur wird Räucherwerk verbrannt, Gebete gesungen und auf dem rituellen Schofar geblasen.
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Quellen: grenzwissenschaft-aktuell.de / ynetnews.com / wikipedia.de