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Freitag, 25. März 2011

Neuentdeckter Zwergstern ist kaum heißer, als eine Tasse Tee

Kühles Paarchen: Die Braunen Zwerge CFBDSIR 1458+10B. | Copyright: ESO/L. Calcada

Paranal/ Chile - MIt dem "Very Large Telescope" (VLT) an der "Europäischen Südsternwarte" (eso.org) und zwei weiteren Teleskopen haben Astronomen einen neuen Kandidaten für das kühlste bislang bekannte sternartige Objekt entdeckt: Die Oberfläche des Braunen Zwergs in einem Doppelsternsystem hat gerade einmal dieselbe Oberflächentemperatur wie eine Tasse heißer Tee, ist also für menschliche Alltagsverhältnisse heiß, für Sterne aber außergewöhnlich kalt. Das Objekt liegt damit im Grenzgebiet zwischen kleinen und kühlen sternartigen Objekten und großen, heißen Planeten.

Der Vergleich zur Oberflächentemperatur macht die ungewöhnliche Eigenschaften das kühlen Braunen Zwergs deutlich, herrschen dort doch Temperaturen etwa 5500 Grad Celsius. Bei Brauen Zwergen handelt es sich sozusagen um “gescheiterte Sterne“, sind also nicht massereich genug, als dass in ihrem Inneren die Kernreaktionen starten könnten, die Sternen als Energiequelle dienen und sie leuchten lassen.

Der neu entdeckte Braune Zwerg mit der Bezeichnung "CFBDSIR 1458+10B" ist die lichtschwächere Komponente in einem Doppelsystem zweier solcher Objekte, die in einer Entfernung von 75 Lichtjahren von der Erde einander umkreisen.

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Mit dem "X-Shooter-Spektrografen" am VLT konnten Astronomen jetzt zeigen, dass das Doppelsystem als Ganzes selbst für Braune Zwerge vergleichsweise kühl ist. "Wir waren überrascht, als wir feststellten, dass dieses Objekt eine so geringe Temperatur besitzt. Zu diesem Zeitpunkt wussten wir freilich noch nicht, dass es sich um ein Doppelsystem handelt, bei dem eine Komponente noch kühler und damit noch interessanter ist", erzählt Philippe Delorme vom "Institut de planétologie et d’astrophysique de Grenoble" (CNRS/Université Joseph Fourier), einer der Autoren der Veröffentlichung, in der die Entdeckung beschrieben wird. CFBDSIR 1458+10 ist damit das kühlste Doppelsystem Brauner Zwerge, das die heutige Astronomie kennt.

Der lichtschwächere der beiden Braunen Zwerge hat eine Oberflächentemperatur von nur etwa 100 Grad Celsius, entsprechend der Siedetemperatur von Wasser. “Bei so einer Temperatur erwartet man von einem Braunen Zwerg ganz andere Eigenschaften als von den bisher bekannten Vertretern dieser Gattung. Das Objekt dürfte einem großen Gasplaneten ähneln - es könnte in seiner Atmosphäre sogar Wolken aus Wasserdampf geben", erläutert Michael Liu vom "Institute for Astronomy" der "University of Hawaii", der Erstautor der Veröffentlichung. "Tatsächlich dürften viele der Gasriesen um sonnenähnliche Sterne, die wir mit der nächsten Generation von Großteleskopen fotografieren werden können, so ähnlich wie CFBDSIR 1458+10B aussehen."

Die Suche nach kühlen Objekten ist ein hochaktuelles Thema der Astronomie. Erst kürzlich hatte das Weltraumteleskop Spitzer zwei andere besonders lichtschwache Objekte aufgespürt, die ebenfalls als Kandidaten für den kühlsten bekannten Braunen Zwerg in Frage kommen. Allerdings konnte deren Temperatur bislang nicht so genau bestimmen wie jene von "CFBDSIR 1458+10B". Zukünftige Beobachtungen werden zeigen, welches der Objekte am kältesten ist. Auch Liu und seine Kollegen wollen "CFBDSIR 1458+10B" erneut beobachten, um seine Eigenschaften noch genauer bestimmen und die Umlaufbahn des Doppelsystems vermessen zu können. Nach ungefähr zehn Jahren regelmäßiger Beobachtungen sollten die Astronomen über genügend Daten verfügen, um die Masse der beiden Objekte bestimmen zu können.



Quellen: eso.org / grenzwissenschaft-aktuell.de
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