
Cambridge/ USA - Astronomen haben den bislang am weitesten von der Erde entfernten Galaxienhaufen im Universum entdeckt. "JKCS041", so der wissenschaftliche Name des Objekts, ist rund 10,2 Milliarden Lichtjahre entfernt und zeigt sich uns somit zu einer Zeit, in der das Universum wie wir es kennen, gerade einmal ein Viertel seines heutigen Alter erreicht hatte.
Entdeckt durch die Kombination von Daten des NASA-Röntgenteleskops "Chandra", optischer und Infrarotbeobachtungen, schlägt der Galaxienhaufen den bisherigen Rekordhalter (XMMXCS J2215.9-1738) um rund eine Milliarde Lichtjahre. Galaxienhaufen sind die größten gravitationsgebundenen Objekte im Universum. "Solche Strukturen in einer derart frühen Epoche des Universums zu entdecken, kann uns sehr viel Neues über die Entwicklung des Universums zu diesem Zeitpunkt offenbaren", berichtet das "Chandra X-ray Center" am Harvard-Smithsonian Center for Astrophysics (CfA) in einer Pressemeldung.
JKCS041 wurde sehr dicht an jener Entfernungsgrenze entdeckt, bis zu der laut Ansicht der Wissenschaftler Galaxienhaufen im frühen Universum überhaupt vorhanden sein können. "Wir glauben nicht, das die Schwerkraft sich schnell genug auswirken kann, um noch sehr viel früher Galaxienhaufen entstehen zu lassen", erklärt auch der an den Beobachtungen beteiligte Astronom Stefano Andreon vom italienischen Nationalen Institut für Astrophysik (Istituto Nazionale di Astrofisica, INAF) in Mailand.
Derartig entfernte Galaxienhaufen werden meist zunächst durch optische und Beobachtungen im infraroten Lichtspektrum entdeckt, welche dann auch ihre Teilgalaxien, die meist von alten Roten Riesensternen dominiert werden, offenbaren. JKCS041 wurde ursprünglich bereits 2006 durch Infrarot-Beobachtungen des "United Kingdom Infrared Telescope" (UKIRT) entdeckt, später wurde dann durch Beobachtungen mit optischen und weiteren Infrarot-Teleskopen, wie dem Canada-France-Hawaii-Telescope und dem NASA-Weltraumteleskop Spitzer, auch die enorme Entfernung zu Erde bestätigt.
"Die Entdeckung ist sehr faszinierend. Es ist etwa wie der Fund eines versteinerten Tyrannosaurus Rex aus einer Zeit, die sehr viel älter ist, als bisherige bekannte Funde", erläutert der Co-Autor der Studie, die demnächst im Fachmagazin "Astronomy and Astrophysics" erscheinen wird, Ben Maughan von der University of Bristol. "Ein einziger derartiger Fossilienfund könnte in einen solchen Fall noch irgendwie in unser bisheriges Verständnis über Dinosaurier passen. Wenn man aber sehr viel mehr davon findet, sollte man beginnen, die bisherige Vorstellung über die Entwicklung der Dinosaurier kritisch zu hinterfragen. Das gleiche gilt auch in unserem Wissen über Galaxienhaufen und die Kosmologie."
Bücher zum Thema:
- - -
- - -
Anhand zukünftiger Studien von JKCS041 wollen die Astronomen nun untersuchen, aus welchen Elementen die Galaxien in einem derart jungen Objekt bestehen, ob es Anzeichen dafür gibt, dass sich der Galaxienhaufen weiterhin entwickelt und ob die Temperaturen und Helligkeit der Röntgenstrahlung eines derart weit entfernten Galaxienhaufens im gleichen Verhältnis zueinander stehen, wie dies in der Erde nahen Galaxienhaufen der Fall ist.
Quellen: grenzwissenschaft-aktuell.de / chandra.harvard.edu