https://www.grenzwissenschaft-aktuell.de


Samstag, 24. Oktober 2009

Forscher finden Beweise für Schimpansenkultur

Archiv. Schimpanse im Zoogehege | Copyright: grenzwissenschaft-aktuell.de

St. Andrews/ Schottland - Forscher haben im Urwald von Uganda Beweise dafür gefunden, dass auch Schimpansenpopulationen unterschiedliche Kulturtechniken anwenden und diese Errungenschaften und Kenntnisse auch an nächste Generationen weitergeben.

Wie die Forscher um Klaus Zuberbühler von der schottischen University of St. Andrews in der Fachzeitschrift "Current Biology" berichten, zeigte die Beobachtung zweier unterschiedlicher Populationen von Schimpansen, zum einen im Wald von Kibale und zum anderen im Wald von Budongo, unterschiedliche Techniken zur Bewältigung verschiedener Aufgaben und Probleme nutzen, wenn es etwa darum geht, an Honig oder Wasser aus Hohlräumen in umgestürzten Baustämmen zu gelangen.

Während die Kibale-Schimpansen Stöcke verwenden, um an den Honig zu kommen, nutzen die Tiere in Budongo Blätter, um diese dann ähnlich wie einen Schwamm auszusagen.

www.grenzwissenschaft-aktuell.de
>>> HIER können sie unseren täglichen Newsletter bestellen <<<

"Die wahrscheinlichste Erklärung für diese unterschiedliche Werkzeugnutzung liegt wohl in dem Umstand, dass die Tiere bereits existierendes Wissen nutzen, um auch neue Aufgaben zu meistern - mit anderen Worten Kultur", so der Primatenforscher.

In diesem Zusammenhang bedeute "Kultur" ein populationsspezifisches Verhalten, welches durch soziales Erlernen wie beispielsweise Nachahmung, erlangt wird und somit im Gegensatz zum individuellen Erlernen durch reines Ausprobieren steht und die Erfahrungswerte anderer nicht miteinbezieht.

Bislang wurde unter Forschern die Frage, ob derartiges Verhalten in entsprechenden Experimenten tatsächlich kulturell bedingt ist, kontrovers diskutiert und von vielen verneint. Grund hierfür lag in dem Umstand, dass anhand dieser Studien eine Beeinflussung der Tiere durch den Menschen, ökologische oder genetische Einflüsse nicht eindeutig ausgeschlossen werden konnten. Hinzu war nicht klar, ob das Verhalten auch auf Schimpansen in freier Wildbahn übertragbar sei.

Um diesen Problemen zu begegnen, konfrontierten die Forscher die wilden Affen von Kibale und Budongo mit Problemsituationen, die den Tieren gänzlich unbekannt waren, so etwa einem mit Honig gefüllten Bohrloch in einem Baumstamm.

"Mit unserem Experiment konnten wir eindeutig ausschließen, dass die beobachteten Unterschiede in der Werkzeugnutzung der Schimpansen auf genetische Unterschiede zurückgeführt werden können, da wir auch die Mitglieder der beiden Populationen auch entsprechend getestet haben", erläutert Zuberbühler.

Dabei zeigten sich die Forscher von der Schnelligkeit beeindruckt, mit der die Tiere ihre entsprechenden Lösungen für die gestellten Problemsituationen gefunden hatten: "Die kulturellen Unterschiede müssen also tief im Bewusstsein der Tiere eingeprägt sein."

>>>WEITERE MELDUNGEN ZUM THEMA<<<

Zoo-Schimpanse plant Steinwurf-Attacken auf Besucher

10. März 2009
Schimpansen verfügen über Sprachregion im Hirn
5. März 2008
Affen addieren annähernd so gut wie Menschen
19. Dezember 2007

Fotografisches Gedächtnis: Junge Schimpansen übertreffen Uni-Studenten
4. Dezember 2007


DVDs und Bücher zum Thema:

- - -

Quellen: grenzwissenschaft-aktuell.de / cell.com / eurekalert.org
Copyright: grenzwissenschaft-aktuell.de
(falls nicht anders angegeben)


Für die Inhalte externer Links übernehmen wir keine Verantwortung oder Haftung.


WEITERE MELDUNGEN finden Sie auf unserer STARTSEITE